Morgenimpuls von Schwester Katharina

Öffne meine Augen, Herr!

Den Hymnus aus dem Morgenlob hat Schwester Katharina besonders gerne. Mit diesem bittet sie darum, dass ihr Augen, Mund und Ohren geöffnet werden. Denn nur so, weiß Schwester Katharina, ist man in der Lage, Gott zu loben und Bittenden zu geben.

Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva (shutterstock)
Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva ( shutterstock )

Heute gibt es für das Morgenlob einen Hymnus, den ich sehr gern hab. Nicht nur, weil er auch eine schöne Melodie hat und wir ihn gern singen, sondern auch, weil er mir mal ganz klar und deutlich Handlungsanweisungen gibt. Er lautet so:

"Öffne meine Augen, Herr,
für die Wunder deiner Liebe.
Mit dem Blinden rufe ich:
Heiland, mache, dass ich sehe.

Öffne meine Ohren, Herr,
für den Anruf meiner Brüder.
Lass nicht zu, dass sich mein Herz
ihrer großen Not verschließe.

Öffne meine Hände, Herr.
Bettler stehen vor meiner Türe
und erwarten ihren Anteil.
Christus, mache, dass ich teile".

Aber wenn ich dann noch ein bisschen müde in der Kapelle sitze und mit dem Gebet anfangen will, beginnt das genauso wie jetzt der Hymnus. Da muss ich auch erst bitten, dass mir Gott die Lippen öffnet, damit ich überhaupt in der Lage bin, ihn zu loben. Im Hymnus bitte ich dann zunächst, dass er mir die Augen öffnet, damit ich überhaupt fähig werde, die Wunder der Herrlichkeit zu sehen, die immer da sind und für die ich oft keinen Blick habe vor lauter Alltagskram.

In Städten ist manchmal aufs Straßenpflaster gemalt: "Blick heben!". Und dann tut man das automatisch und schaut nach oben und sieht etwas. Dann bitte ich um offene Ohren, damit ich mitkriege, wenn jemand auch nur ganz leise, flüsternd oder in verklausulierter Sprache um Hilfe bittet. Ich habe mal jemanden gehabt, der drei, vier nett erzählende Mails geschickt hat und ich immer nicht so genau wusste: Was will der eigentlich? Bis dann die wirkliche Frage kam.

Und dann kann ich um offene Hände bitten, damit ich großzügig geben kann, wenn Bittende vor unserer Tür stehen: wirklich Bittende, die wirklich Lebensmittel oder Geld oder so was ähnliches brauchen und andere Bittende, die vielleicht unser offenes Ohr brauchen.


Quelle:
DR