Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Singen wäscht den Staub des Alltags von der Seele

Ob in der Kirche, unter der Dusche oder in der Kneipe: Singen tut gut und verbindet Menschen untereinander, sagt Schwester Katharina. Nach dem heiligen Augustinus ist Gesang sogar doppeltes Gebet. Was dann, wenn - wie im Moment - der Gemeindegesang in der Kirche fehlt?

Kinder singen im Chor / © SpeedKingz (shutterstock)

Singen ist uncool. Und: Chorsingen macht Spaß. Zwei Aussagen von jungen Leuten dieser Tage. Wenn wir Mädchentreffen oder Mädchenwochenenden haben, wird immer gern und richtig viel gesungen und Musik gemacht. Aber im Gottesdienst mit manchmal tausend Schülerinnen und Schülern singen gerade so die Fünftklässler mit. Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele, heißt es zwar. Aber Jugendliche haben Angst, sich zu blamieren, wenn sie zeigen, dass ihnen gottesdienstliche Lieder und Gesänge gefallen.

Gestern war der Tag der heiligen Cäcilia, einer frühchristlichen Märtyrerin, die zur Patronin der Kirchenmusik ernannt worden war. Liturgie ohne Musik. Gottesdienste ohne Gesang. Stundengebet ohne Orgel. Geht gar nicht. Sie kennen das doch auch, wenn in einer vollen Kirche ein brausendes Orgelspiel oder ein vielstimmiger Chor klingt, bekommen wir schonmal Gänsehaut, weil es so schön ist, weil es uns packt. Nach einem Benefizkonzert im vergangenen Jahr haben vier Chöre mit allen Besuchern ein Lied zum Schluss gemeinsam gesungen und man konnte ringsherum sehen, dass manche Leute Tränen in den Augen hatten. Göttlich schön.

Wir hätten uns doch alle niemals vorstellen können, dass es Gottesdienste ohne Gemeindegesang geben könnte. Und jetzt ist es hier bei uns schon seit Monaten nicht mehr erlaubt, gemeinsam in der Kirche zu singen. Und das ist es glaube ich auch, warum es uns innerlich nicht mehr erreicht, was da geschieht. Viele Bereiche unseres Inneren werden durch Musik und Gesang erst erreicht, wo Worte kaum etwas auslösen.

Meine Oma kannte noch die Weisheit: Gesang ist doppeltes Gebet, weil eben nicht nur Verstand und Mund zusammen klingen, sondern Herz und Seele und der ganze Körper. Und dann ist es eigentlich auch egal, wo wir singen, unter der Dusche oder beim Putzen, beim Livestream von Konzerten oder zum Geburtstag; auf dem Heimweg von der Kneipe oder im Gottesdienst. Singen tut einfach gut, ist manchmal doppeltes Gebet und wäscht den Staub des Alltags von der Seele.


Quelle:
DR