Morgenimpuls von Schwester Katharina

Singen wäscht den Staub von der Seele!

Musik berührt, wo Worte versagen. Am Tag der heiligen Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik, erinnert Schwester Katharina an die Kraft von Liedern und gemeinsamem Gesang. Seit der Pandemie weißt man sie noch mehr zu schätzen.

Junge Chorsänger / © Ja Crispy (shutterstock)

Fast zwei Jahre kein Chorgesang, fast zwei Jahre keine Chorprobe, keine wundervollen mehrstimmigen Gesänge, keine alten, keine neuen Lieder. Und dann endlich wieder die ersten Proben, vorsichtig und auf Abstand mit weit geöffneten Fenstern und dicken Jacken an – wunderbar! Und dann zu spüren, wie schön das klingt. Es geht runter wie Öl und tut Leib und Seele gut. Bei all den vielen Dingen, auf die wir wegen Corona verzichten mussten und müssen, war für mich und viele Sänger, Musikerinnen, Chöre und Orchester echt schlimm, dass das alles nicht mehr ging. Das Musikmachen, das Singen, das miteinander Hören. Und plötzlich spürt man dann, wie sehr das fehlt.

Heute ist der Tag der heiligen Cäcilia, einer frühchristlichen Märtyrerin, die zur Patronin der Kirchenmusik ernannt worden ist. Liturgie ohne Musik, Gottesdienste ohne Gesang, Stundengebete ohne Orgel? Geht gar nicht... Sie kennen das doch auch. Vielleicht erinnern Sie sich, wenn in einer vollen Kirche ein brausendes Orgelspiel oder ein vielstimmiger Chor klingt, bekommen wir schon mal Gänsehaut, weil es so schön ist, weil es uns packt. Nach einem Benefizkonzert haben vier Chöre mit allen Besuchern ein Lied zum Schluss gemeinsam gesungen und man konnte ringsherum sehen, dass manche Leute Tränen in den Augen hatten. Göttlich schön. Viele Bereiche unseres Inneren werden durch Musik und Gesang erst erreicht, wo Worte kaum etwas auslösen. Meine Oma kannte die alte Weisheit: "Gesang ist doppeltes Gebet". Weil eben nicht nur Verstand und Mund zusammenklingen, sondern Herz und Seele und der ganze Körper. Und dann ist es egal, wo wir singen – unter der Dusche oder im Stadion, bei Konzerten oder Partys, auf dem Heimweg von der Kneipe oder im Gottesdienst. Singen tut gut, ist manchmal doppeltes Gebet und wäscht den Staub des Alltags von der Seele.


Quelle:
DR