Morgenimpuls von Schwester Katharina

Gott sei Dank, wir sind nicht allein!

Der Sturm am 21. Oktober sorgte für Chaos und Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Schwester Katharina war mittendrin und erzählt von einer ungewöhnlichen Begegnung.

Zwei Hände reichen sich zum Friedensgruß / © mikeledray (shutterstock)
Zwei Hände reichen sich zum Friedensgruß / © mikeledray ( shutterstock )

Waren Sie etwa auch im Sturm draußen vergangenen Donnerstag? Ich hatte einen Termin und musste in die Stadt, fuhr mit dem Auto erst 30 Minuten bis zum Bahnhof und warten dann. Der erste Zug fiel wie angekündigt aus. Na ja, gut, kann passieren. Eine Frau mit großem Koffer und schweizerischem Dialekt stand neben mir und machte sich Sorgen, wie sie denn nun nach Zürich kommen würde. Ach je, habe ich gedacht, das wird heute sicher nichts mehr. Wenn es schon von diesem Kaff bis Köln nicht geht. Da sagte sie auf einmal: "Gott sei Dank! Jetzt bin ich froh, dass ich nicht mehr allein von hier nach Köln muss."

Zwei ankommende Züge bleiben stehen: Bitte nicht einsteigen. Der nächste Zug fiel aus. Eine Nachfrage beim Lokführer ergab: "Ich weiß es auch nicht. Die Zentrale sagt weiterfahren. Die Regio-Zentrale sagt stehen bleiben. Fahren Sie doch mit dem Bus oder mit dem Taxi." Gut, ich habe die Dame zur Bushaltestelle gebracht, ihr erklärt, wohin sie fahren und wo sie umsteigen muss. Ich habe ihr alles Gute gewünscht und dass sie mit ihrem Ticket sicher auch morgen fahren kann, wenn sie heute nicht mehr weiterkommt. Sie hat sich so sehr bedankt, dass es mir fast schon unheimlich war. Aber sie hatte wirklich Angst, so allein.

Durchgefroren und ziemlich nass bin ich wieder heimgefahren, weil immer klarer wurde, dass ich mein Ziel auch mit dem Auto heute nicht erreichen würde. Meinen Termin habe ich um einen Tag verschoben und stattdessen alles Mögliche andere gemacht. Um 17 Uhr gab es dann eine Sondersendung im Fernsehen zum Sturm in NRW aus dem Kölner Hauptbahnhof am Mittag. Da huschte doch tatsächlich meine Leidensgefährten vom frühen Morgen durchs Bild. Ich habe sie an ihrem großen Koffer und der prägnanten Umhängetasche sofort erkannt. Ich habe mich so gefreut. Selten war ich so erleichtert, dass jemand durch all den Wirrwarr doch noch einen Zug erwischt hatte und nicht mehr mutterseelenallein auf einem Bahnsteig in einem Kaff stehen musste und nicht mehr wusste, wie es weitergeht. Gott sei Dank, ich bin nicht allein. Ein wunderbares Gebet in den Tag und für die neue Woche, für Sie und für mich und für die Dame am Bahnsteig.


Quelle:
DR