Morgenimpuls von Schwester Katharina

Fenster auf für den frischen Wind des Heiligen Geistes!

Schwester Katharina erinnert an die gute Sitte des Lüftens - nicht für Corona-Zeiten, um die Viren loszuwerden - sondern auch um den frischen Wind des Heiligen Geistes in die Kirchen zu lassen, um festgefahrene Strukturen und Missbräuche hinauszulüften.

Weit geöffnetes Fenster, um frischen Wind hineinzulassen / © Bonsales (shutterstock)
Weit geöffnetes Fenster, um frischen Wind hineinzulassen / © Bonsales ( shutterstock )

Wenn so ein Traumtag ist mit blauem Himmel, Sonne pur, kein Wind und kein Regen, dann reißt man mit Vergnügen die Fenster auf, macht kräftig Durchzug und genießt dann die frische Luft in den Räumen. Selbst wenn es dann erst mal eine Weile kühl ist, fühlt es sich wunderbar und frisch an.

Die Sorge der Virologen ist jetzt, dass wir in den kommenden Spätherbst- und Wintermonaten nicht mehr so gern und oft lüften und wir damit ungewollt den Viren wieder die Möglichkeit geben, sich bei uns einzunisten, zu vermehren und aggressiver und ansteckender zu werden. Wenn allen Leuten doch so klar wäre, wie einfach es ist, die Virenlast klein zu halten, indem man nur genügend lüftet, wäre das ganze Land voller Frischluftfans.

Eine der populär gewordenen Gesten von Papst Johannes XXIII. war eine Fensteröffnung und kräftige Durchlüftung der Kirche. Er hatte im Januar 1959 ein Konzil angekündigt und in der römischen Kurie lähmendes Entsetzen ausgelöst. Nicht sehr viele der Kurialen waren überzeugt, dass es überhaupt Reformen in der Kirche geben müsse. Aber viele Menschen, viele Katholiken dachten anders. Die Kirche wirkte altbacken und verstaubt und der rasante Wandel in Wissenschaft, Forschung, Technik und Medien hat es notwendig gemacht, darüber nachzudenken, wie Kirche mit all ihren Traditionen auf die Herausforderungen der neuen Zeit reagieren muss.

Als ein verdutzter Kardinal Papst Johannes gefragt hat, was er denn mit dem Konzil erreichen wolle, ist der an eines der großen Fenster in seiner Bibliothek gegangen, hat es weit aufgemacht und mit strahlendem Lächeln gemeint: "Die Fenster öffnen und den frischen Wind des Heiligen Geistes hereinlassen!"

Der Synodale Weg in Deutschland und die Weltbischofssynode, die gerade mit einem Weg begonnen worden ist, der die gesamte Kirche, das gesamte Volk Gottes mit einbeziehen will, zeigt sehr eindrücklich, dass es immer wieder notwendig ist, die frohe Botschaft des Evangeliums in den heutigen Zeichen der Zeit zu verkünden und zu erkennen.

Wenn Sie also heute Ihre Wohnung lüften und die Fenster öffnen, denken Sie vielleicht auch daran, dass es in unserer Kirche immer wieder von Neuem notwendig ist, den alten Mief festgefahrener Strukturen und Missbräuche aller Art hinauszulüften, den frischen Wind des Heiligen Geistes aber hereinzulassen, auch wenn es anschließend vielleicht ein bisschen kühl, fremd und neu ist.


Quelle:
DR