Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gottes gute Gaben annehmen

Gottes Gaben sind vielfältig und nicht immer materiell. Er schenkt uns viele Fähigkeiten, die wir vielleicht noch nicht an uns entdeckt haben, sagt Schwester Katharina. Sie erzählt in ihrem Morgenimpuls, was das alles mit einem Päckchen aus Brasilien zu tun hat.

Geschenk im Baum / © Jens Wolf (dpa)
Geschenk im Baum / © Jens Wolf ( dpa )

Eine unserer Mitschwestern, die aus Brasilien stammt und somit viele Verwandte dort hat, hat im vergangenen Dezember einige ganz kleine Geschenkpäckchen dorthin geschickt, mit kleinen Basteleien und ein paar wenigen Süßigkeiten. Gestern, also nach 10 Monaten, kam eins dieser kleinen Päckchen zurück. Mit der angekreuzten Bemerkung "unclaimed", herrenlos, nicht abgeholt, nicht beansprucht.

Im März ist es zurückgeschickt worden und hat dann sieben Monate bis nach Deutschland gebraucht. Wir haben es ausgepackt und waren wirklich traurig. Da hatte sich die Geberin richtig viel Mühe gegeben. Eine hübsche Verpackung, eine kleine Bastelei, gestrickte Babyschühchen für die neugeborene Nichte und Schokolade, die jetzt verdorben und nur noch wegzuwerfen war. Wie schade.

Ein bisschen ist mir dabei eingefallen, wie es da eigentlich mit unserer Beziehung zu Gott ist, den wir ja als den Geber alles Guten sehen und glauben. Packen wir seine täglichen guten Gaben eigentlich aus oder lassen wir seine täglichen Päckchen ungeöffnet und nicht beansprucht zurückgehen?

Jeden Morgen aufstehen können, ein Dach über dem Kopf haben und Strom und Wasser zum Leben ist schon eine tolle Gabe. Aber auch Aufgaben, Talente und Fähigkeiten bekommen zu haben, die ich nutzen soll für das Leben, für die Arbeit, für die Familie, für die Mitmenschen, für die Kirche.

Manchmal entdecke ich Fähigkeiten an mir, die ich noch gar nicht entdeckt, ausgepackt und genutzt hatte. Oder ein neuer Arbeitsplatz, eine neue Aufgabe verlangen Dinge von mir, die ich noch nie gemacht habe und beim Tun merke, dass ich sie gut kann.

Eine unserer hochbetagten Schwestern im Altenheim bemerkte mir gegenüber gestern mit einem spitzbübisch Lächeln: "Dass ich so geduldig und ruhig bleiben kann, wie ich es jetzt mit fast 100 Jahren sein muss, habe ich auch erst jetzt entdeckt. Aber es ist ja nie zu spät."

Heute könnte das also so eine Chance sein, die guten Gaben Gottes an mich auspacken, anschauen, ausprobieren und nutzen. Und dann dankbar sein, dass ich von Gottes Güte und Liebe leben kann und auch in schwierigen Situationen seiner guten Gaben sicher sein kann.


Quelle:
DR