Morgenimpuls von Schwester Katharina

Einfach mal zu Fuß gehen!

Ein wenig mehr Bewegung könnte ihr guttun, dachte Schwester Katharina und macht sich seit dem öfter zu Fuß auf den Weg. Aber wer hätte gedacht, dass man durch das Gehen nicht nur seinem Schrittziel näher kommt, sondern auch seinen Mitmenschen?

Symbolbild: Eine junge Frau geht mit einer älteren Dame spazieren.  / © Rido (shutterstock)
Symbolbild: Eine junge Frau geht mit einer älteren Dame spazieren. / © Rido ( shutterstock )

Kennen Sie einen Activity Tracker? Vielleicht nicht unter diesem englischen Begriff. Im Deutschen ist das schlicht und einfach auch ein Schrittzähler. Als App auf dem Handy installiert, mit ein paar Daten versehen und in der Tasche parat, zählt er vom Aufstehen an alle Schritte, die ich so gehe. Irgendwann war mir nämlich klar geworden, ein bisschen mehr Bewegung wäre sicher nicht so schlecht. Es ist natürlich reizvoll, sich ein Ziel zu setzen. Also die Marke bei 5000 Schritten gesetzt und los.

Dann merke ich, dass die ganzen Morgenrituale; Frühstück machen, Laudes in der Kapelle beten, Frühstücken, die ersten Sachen im Haushalt machen, schon einige hundert Schritte sind. Schnell zum Einkaufen, aber nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß. Den Brief nicht mitgeben, sondern zum Briefkasten laufen. Eine Runde spazieren gehen, mit einer alten Mitschwestern und noch eben in die Pfarrkirche gehen und ein paar Minuten verweilen. Schon sind 5000 Schritte erreicht.

Mitten in meiner Schrittzähleuphorie ist mir dann eingefallen: Wie viele Schritte mache ich eigentlich zu meinem Nächsten? Gehe ich mal eben die berühmte Meile mit jemanden mit, der es gerade braucht? Bei meinen Abendrunden durch die Stadt fällt mir auf, wie viel leichter es ist, abends kurz stehen zu bleiben und zu plaudern, einander zuzuhören oder einen Umweg mitzulaufen, weil ein gutes Gespräch zustande gekommen ist.

Mit einer indischen jungen Familie habe ich mich lange über die Tücken der deutschen Sprache unterhalten und habe ihnen nebenbei erklärt, warum gerade so viel Sperrmüll an den Häusern liegt. In einer Nebenstraße saßen fünf alte Herren Pfeife rauchend vor einem Haus und der Duft hat mich an den Pfeifentabak meines Vaters erinnert. Ich bin stehen geblieben und habe das erzählt. Und schon waren wir in der schönsten Plauderei.

Es ist eine ziemlich gute Idee, vieles zu Fuß zu machen. Das tut der Gesundheit gut, man bekommt viel mehr zu sehen und zu hören, wenn man gemächlich geht. Man trifft ganz andere Leute und man sieht ganz andere Dinge. Wenn es also möglich ist, gehen Sie heute mal eine Runde und holen Sie sich an Leib und Seele etwas Gutes, auch ganz ohne Activity Tracker.


Quelle:
DR