Morgenimpuls von Schwester Katharina

Vor den Engeln singen und spielen – im Himmel wie auf Erden!

Schwester Katharina fährt zu der Beerdigung einer Mitschwester, die schon vor der heiligen Kommunion wusste, dass sie ihr Leben mit Gott führen möchte. Sie ist ein Beispiel dafür, dass man seine wahre Berufung entdecken und sie bis zum Tod ausführen kann.

Wie ein Engel dem Himmel so nah / © melitas (shutterstock)
Wie ein Engel dem Himmel so nah / © melitas ( shutterstock )

Heute fahre ich am Vormittag zum Requiem und zur Beerdigung einer unserer sehr betagten Mitschwestern. Vor einigen Wochen haben wir für ein Projekt eine Umfrage unter allen unseren Mitschwestern gemacht, und ich bin dankbar, dass wir damit ein paar schöne Details über unsere Verstorbene schriftlich haben. Auf die Frage nach der Motivation zum Eintritt hat sie geschrieben, dass sie schon vor der ersten heiligen Kommunion gespürt hat, dass sie ein Leben für Gott führen möchte. Dieser Drang, wie sie schreibt, zum Eintritt, sei immer stärker geworden. Und mit 19 Jahren durfte sie das dann auch endlich tun. Und sie würde es immer wieder tun und sie habe es nie bereut.

Viele Jahrzehnte war sie Pförtnerin in einem unserer großen Krankenhäuser im Rheinland und mehr als 20 Jahre hat sie diesen Pfortendienst in der Nacht gemacht. Sie schreibt: "Als Pförtnerin habe ich unzählige Menschen kennengelernt und in der Nacht hat mir der Dienst und die dazwischen seiende Stille sehr gutgetan." Aber ihr absolutes Faible war die Musik. Sie hat mit neun Jahren angefangen, Orgel zu spielen und hat sich unter Berufsbezeichnung immer als Organistin gesehen. In unzähligen Gebetszeiten, im klösterlichen Alltag und in tausenden Gottesdiensten und Andachten, in den Krankenhaus- und Altenheimkirchen und Kapellen hat sie den Gesang begleitet, bis ins hohe Alter noch immer täglich geübt, damit sie auch gut spielt und einer Mitschwester noch kurze Tage vor ihrem Tod erzählt, dass sie am allerliebsten auf der Orgelbank sterben würde. Sie hat nie eine Orgel-Ausbildung gemacht, sondern sich das Spielen selbst beigebracht.

An ihr und ihrem Leben kann man wunderbar ablesen, was es bedeuten kann, wenn man seine wahre Berufung erkennt und sie bis zum Tod mit Begeisterung ausüben kann. In ihrem toten Brief, den wir an alle Schwestern und die Verwandten schicken, steht ein Psalmwort, das passender nicht sein könnte: "Ich will dir danken aus ganzem Herzen, dir vor den Engeln singen und spielen." Und das wird sie jetzt live und in Farbe, wie sie es hier auf der Erde getan hat, auch im Himmel tun.

 

  


Quelle:
DR