Morgenimpuls von Schwester Katharina

Erfreuen wir uns an dem, was geht!

In der Karwoche wären normalerweise rund 30 Abiturientinnen und Abiturienten im Kloster bei Schwester Katharina, um dort zu lernen und zu beten. Passend dazu hat sie den Jugendlichen immer einen Text von Max Feigenwinter vorgelesen, der auch in die aktuelle Corona-Zeit passt, findet sie.

Symbolbild Solidarität / © vasara (shutterstock)

Gestern hat mit dem Palmsonntag die Karwoche begonnen. Diese besondere Woche auf Ostern zu, in der wir das Leben, Leiden und Sterben Jesu noch einmal besonders erleben. Normalerweise würden heute vielleicht 30 Abiturienten das Mutterhaus bevölkern, um sich mit Büffeln und Beten aufs Abitur vorzubereiten. Nun geht das zurzeit nicht wegen des Gebotes Abstand zu halten und zum Schutz unserer älteren Schwestern.

Viele Menschen müssen seit einem Jahr zu Hause arbeiten und es hat sich schon oft eine Gewohnheit herausgebildet. Aber Jugendlichen fällt es immer noch schwer, den richtigen Rhythmus zu finden. Da war dieser klösterliche Wechsel von Gebet, Arbeit, miteinander Essen und freie Zeit den letzten Jahrgängen von Abiturienten sehr wohltuend angenommen worden. Und viele haben gesagt, dass genau das es war, was ihnen sehr geholfen hat, sich zu konzentrieren: Mit einem Gebet oder Lied den Lerntag beginnen. Nach festem Rhythmus arbeiten. So eineinhalb Stunden, dann eine Pause, dann wieder arbeiten, Mittagessen mit Tischgebet und ein bisschen Spazierengehen und dann noch mal zwei Stunden arbeiten. Kaffeeklatsch und Ausklang, Gebet, Lied oder Text. Und dann das Lernen für den Tag abschließen.

Und immer habe ich die Lernwoche mit den Jugendlichen mit einem Text von Max Feigenwinter begonnen, den ich Ihnen gerne mitgeben möchte. Er schreibt nämlich: "Wenn alles gelingen muss, nur das Beste genügt und nur das Vollständige zählt, nur das Schnellste gesehen und das Schönste anerkannt, nur das Perfekte befriedigt und nur das Vollkommene berücksichtigt wird – machen wir einander das Leben zur Hölle. Wir werden sehr viel erreichen, zufriedener und glücklicher sein, wenn wir anerkennen, was ist, statt auflisten, was fehlt. Wenn wir tun, was wir können, statt fordern, was unmöglich ist. Wenn wir einander dankbar sind, statt zu meinen, alles sei selbstverständlich. Wenn wir Ja sagen zu unseren Fehlern und Mängeln und uns freuen an dem, was gelingt."

Beim ersten Lesen dachte ich jetzt wieder, es sei für unsere Zeit der Corona-Pandemie geschrieben, aber es passt eigentlich für immer. Wir werden sehr viel mehr erreichen, zufriedener und glücklicher sein, wenn wir anerkennen, was ist, wie die Realität gehen kann, statt aufzulisten, was uns immer fehlt und was wir gerne tun würden, was aber nicht geht. Wenn wir einander dankbar sind, statt zu meinen, alles sei selbstverständlich, und wenn wir Ja sagen zu unseren Fehlern und Mängeln und uns dann freuen an dem, was geht.


Quelle:
DR