Morgenimpuls von Schwester Katharina

Du gehörst dazu!

Es gibt nicht nur die leiblichen, sondern auch die geistigen Werke der Barmherzigkeit, sagt Schwester Katharina. „Du gehörst dazu“ ist eines der sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen, welche anlässlich des Elisabeth-Jubiläums entstanden sind. Für Schwester Katharina hat es eine sehr große Bedeutung.

Symbolbild Solidarität in Corona-Zeiten / © Roman Samborskyi (shutterstock)
Symbolbild Solidarität in Corona-Zeiten / © Roman Samborskyi ( shutterstock )

In den letzten Wochen waren die leiblichen Werke der Barmherzigkeit ab und zu Thema in unserem Morgengebet und die Kirche kennt auch die geistigen Werke der Barmherzigkeit. Die Unwissenden lehren, den Zweifelnden richtig raten, die Traurigen trösten, die Sünder zurechtweisen, die Lästigen geduldig ertragen, denen, die uns beleidigt haben, verzeihen und für die Lebenden und Toten beten. Und seit 2006 gibt es noch eine Version der Werke der Barmherzigkeit. Das Bistum Erfurt hatte damals zum Beginn des Elisabeth-Jubiläums eine große Umfrage in Thüringen gemacht und gefragt, welches Werk der Barmherzigkeit heute besonders notwendig zu sein scheint. Und diese quasi neue Liste, sortiert nach den unzähligen Antworten der Menschen in Thüringen, die lautet so:

Einem Menschen sagen: "Du gehörst dazu". Einem Menschen sagen: "Ich höre dir zu". Einem Menschen sagen: "Ich rede gut über dich". Einem Menschen sagen: "Ich gehe ein Stück mit dir". Einem Menschen sagen: "Ich teile mit dir". Einem Menschen sagen: "ich besuche dich". Einem Menschen sagen: "Ich bete für dich".

Diese sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen sind inhaltlich ähnlich mit einigen Werken aus den bekannten Werken. Aber sie haben noch einmal einen heutigen aktuelleren Klang. Einem Menschen sagen: "Du gehörst dazu", steht in der Liste an erster Stelle, weil es am meisten genannt worden ist. Wir kennen leider genug Menschen, denen gezeigt und gesagt und verdeutlicht wird, dass sie halt nicht dazugehören. Das sind je nachdem Ausländer und Flüchtlinge, Andersdenkende und Andersgläubige, Rechte und Linke, Homosexuelle und Transgender, Arbeitslose und Arme, Kinderreiche und Kinderlose und so weiter.

Einem Menschen in meinem Umfeld sagen: "Du gehörst dazu, du bist nicht ausgeschlossen", das hat Konsequenzen. Wir geben jemandem zu verstehen, dass er oder sie sich in allen Problemen und Nöten an mich wenden kann. Dass sie nicht nur akzeptiert werden, wie sie sind, sondern Anteil haben an unserem persönlichen Leben und Glauben. Und wenn uns das gelingt, das deutlich zu machen, ist, glaube ich, eine große Brücke gebaut zwischen uns Menschen, zu denen, die zu uns kommen, die anders denken, die anders leben, die anders reden, die anders glauben. Es ist wirklich immer wieder den Versuch wert.


Quelle:
DR