Morgenimpuls von Schwester Katharina

Achten wir auf unsere Worte!

Andere Menschen bloß stellen ist ein großes Problem unserer Zeit, findet Schwester Katharina. Im Morgenimpuls erinnert sie an eines der Werke der Barmherzigkeit und übersetzt es in die heutige Zeit. Und so bekommt der Satz "Ich war nackt und ihr habt mich bekleidet" eine neue Bedeutung.

Symbolbild Kleiderspende / © Mariia Korneeva (shutterstock)
Symbolbild Kleiderspende / © Mariia Korneeva ( shutterstock )

Nackte bekleiden ist ein weiteres Werk der Barmherzigkeit. Ganz so krass, wie es hier lautet, ist es in unseren Breiten ja nicht mehr. Der Mensch kommt nackt zur Welt. Er ist zum Leben angewiesen auf Kleidung, die ihn wärmt und schützt, die Blöße verdeckt. Der nackte Mensch wird bei uns wie in den armen Ländern zur Ware, in seiner Personenwürde verletzt, wie Jesus, der vor seiner Hinrichtung seiner Kleider beraubt wurde. Auch durch üble Nachrede und durch Bloßstellung in Massenmedien werden Menschen ihrer Menschenwürde beraubt.

"Ich war nackt." Das kann tatsächlich heißen wirklich frieren. Wenig adäquate Kleidung zu haben, keine Wohnung, kein Ansehen. Sich wegen unangemessener Kleidung gesellschaftlich "out" fühlen, sich als Hilfesuchender bei Behörden ausgefragt, von oben herab behandelt, ausgezogen fühlen, sich in der Berufstätigkeit, in Arbeitslosigkeit oder als nur Hausfrau unter Wert behandelt fühlen. Bloßgestellt sein in den Medien, verleumdet in der Nachbarschaft, unter Mobbing leidend.

"Und ihr habt mich bekleidet." Das könnte dann bedeuten: Kleidung für Kleidersammlungen und Kleiderläden zur Verfügung stellen, eintreten für zu Unrecht bloß gestellte, ausgegrenzten Mitbürger, Menschen mit Behinderungen zu mehr Selbstachtung verhelfen. Menschen, die anders sind, nicht ausschließen. Soziale Kälte überwinden helfen - durch ein gutes Wort, einen freundlichen Blick. Darauf achten, wie im Freundeskreis über Randgruppen gesprochen wird.

Andere bloßzustellen, scheint mir eines unserer Hauptprobleme derzeit zu sein. Jugendliche und junge Erwachsene, die viel in den Medien sind, können ein schlimmes Lied davon singen. Achten wir auf unsere Worte. Dass wir nicht Menschen bloßstellen.


Quelle:
DR