Morgenimpuls von Schwester Katharina

Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen

Seit 2014 ist eine ägyptische Familie in Olpe heimisch, die vor der Herrschaft der Muslimbrüder geflohen ist. Schwester Katharina und ihre Mitschwestern haben der Familie über die ersten Jahre hier in Deutschland geholfen, zusammen gefeiert, gelacht und geweint.

Eine Geflüchtete trägt einen Koffer / © Photolines (shutterstock)
Eine Geflüchtete trägt einen Koffer / © Photolines ( shutterstock )

Im Moment fahre ich morgens eine Mama und ihren sechsjährigen Sohn. Ich hole die beiden am Haus ab, fahre sie zur Grundschule, warte, bis die Mama den Kleinen in die Klasse gebracht hat und sie wieder einsteigt. Und dann fahre ich sie zu ihrer Arbeitsstelle in einem Kindergarten. Im Moment geht es nicht anders, weil der Knirps noch zu klein ist, um den weiten Weg zur Grundschule zu laufen und der Papa schon zur Arbeit ist und ihn nicht fahren kann.

Die Familie ist 2013 in der Verfolgung der Kopten unter der Herrschaft der Muslimbrüder aus Ägypten geflohen und seit 2014 hier heimisch. Wir haben ihnen über die ersten Jahre geholfen, Wohnung und Bleibe gegeben und all das getan, was unendlich viele hunderttausend Menschen hier in Deutschland auch getan haben: Willkommen geheißen, Obdach gegeben, Deutsch beigebracht, bei Behördenangelegenheiten begleitet, Kuchen gebacken, Fußball gespielt, beim Einkaufen geholfen, gelacht, geweint, gesungen und, und, und.

Und wir konnten wunderbar zuschauen wie sich alle vier entwickelt haben. Mit Beruf und Ausbildung, mit Schule und Sprache, mit Religion, mit Musik und Tanz, mit Festen und Feiern. "Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen", heißt es im Evangelium. Die jüdisch-christliche Religion stellt die Fremden unter Gottes Schutz, ganz ausdrücklich. Es heißt im Buch Deuteronomium: "Der Herr liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung - auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen." Und heute spüren wir mehr und mehr, wie sehr uns die Fremden, denen wir helfen, heimisch zu werden, guttun und wie sehr wir voneinander lernen und profitieren.


Quelle:
DR