Morgenimpuls von Schwester Katharina

Jetzt ist die Zeit der Gnade - aber sind wir bereit dazu?

Manchmal treffen uns Ereignisse, mit denen wir so gar nicht gerechnet haben und auf die wir auch überhaupt nicht vorbereitet sind. Schwester Katharina lädt dazu ein, sich darauf einzulassen und sich den Alltag durcheinanderwirbeln zu lassen.

Staus in der Stadt (shutterstock)

Ich selbst und viele Mitmenschen behaupten ganz sicher, dass sie gut in der Realität und im Heute leben. Wir machen unsere tägliche Arbeit, kümmern uns um die, die zu uns gehören, versuchen fit und gesund zu bleiben und so weiter und so fort. Die erste Strophe aus einem Hymnus in der Fastenzeit heißt: "Hört die Mahnung der Schrift. Jetzt ist die Zeit der Gnade da." Paulus sagt uns das Wort: "Jetzt ist die Stunde unseres Heils. Empfangt nicht vergeblich die göttliche Gnade." - "Och nee, jetzt noch nicht", sagen Kinder, wenn sie ins Spiel vertieft sind und die Mama zum Essen ruft. "Muss das jetzt sein?", schimpfen Jugendliche, wenn sie sich gerade auf das nächsthöhere Level im Spiel hochgezockt haben und der Akku aufgibt. "Das passt jetzt grad' wirklich nicht", schimpfen wir, wenn wir gerade auf ein Stauende auffahren, wenn die Bahn mal wieder ausfällt, wenn jemand in der Familie oder ich selbst eine schlechte Diagnose bekomme. "Och ne, zwei Wochen Quarantäne wegen Corona -Virus, ausgerechnet jetzt. Das passt echt jetzt nicht." Aber das steht in der Schrift: Jetzt ist die Zeit der Gnade. Jetzt sind die Tage des Heiles. Jetzt. Der Stau, in dem ich stehe, hat mich vielleicht vor einem Unfall bewahrt und ich kann ein Stoßgebet schicken für alle Opfer und Helfer. Jetzt. Die ausgefallene Bahn lässt mich vielleicht mit dem Mitwartenden neben mir ins Gespräch kommen oder ich höre endlich mal die ersten Vögel zwitschern. Jetzt.

Eine schlechte Diagnose, die alle meine Pläne durcheinanderwirbelt und ich spüre, dass ich neue Prioritäten setzen muss oder soll oder darf. Das, was jetzt geschieht, hilft uns zu unserem Heil und wird uns zum Segen. Wenn wir uns darauf einlassen können und uns trauen, uns durcheinanderbringen zu lassen vom Jetzt. Und ich gebe zu, ich habe Respekt vor dem Vers: "Empfangt nicht vergeblich die göttliche Gnade."


Quelle:
DR