Lea Ackermann

"Gut zu sein tut uns selber am Besten"

Sr. Lea Ackermann, mutige und durchsetzungskräftige Nonne, schaut auf 80 Jahre Leben. Ihr Kampf für Frauen in Not geht weiter.

Lea Ackermann (r.) und Annemarie Pitzl / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Lea Ackermann (r.) und Annemarie Pitzl / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

In der Sendung domradio.de-"Menschen" (hier die ganze Sendung hören) hielt Lea Ackermann anlässlich ihres 80. Geburtstages Rückschau auf ihr Leben. Die leidenschaftliche Frauenrechtlerin nahm Stellung zu Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. In der Sendung sagte Sr. Lea Ackermann unter anderem:

Zu Frauen in der katholischen Kirche

"Als Frau in der katholischen Kirche zu sein, bedeutet noch viel arbeiten zu müssen. Hier muss noch ein großer Berg überstiegen werden, bis Schöpfung wahr wird. Gott erschuf den Menschen als Mann und Frau, erschuf sie nach seinem Bild und Gleichnis. Das haben noch nicht alle in der Kirche verstanden."

Zu Solwodi

"Solwodi wollte immer politisch sein. Das, was wir an Verbrechen erleben, was den Frauen geschieht, muss in die Öffentlichkeit kommen und die Politiker müssen damit konfrontiert werden. Prostitution ist Gewalt und Erniedrigung. Darüber müssen wir sprechen."

Zu Völkermord und Holocaust  - das Geheimnis des Bösen

"Ich habe die Menschen in Afrika als so unendlich liebenswert erlebt. Und hinterher höre ich, welche unvorstellbaren Grausamkeiten sie sich angetan haben. Mit Rupert Neudeck bin ich mit dem ersten Flieger nach Ruanda geflogen, nachdem das Massaker aufgehört hatte. Ich habe die Toten in der Stadt gesehen. Ich konnte nur denken: Und wir haben das gleiche in Deutschland gemacht. Mit diesem Wahnsinnigen, der an die Macht kam. Und wir sind doch eigentlich auch liebenswerte und nette Menschen. Wie kann das so schnell umkippen? Das ist das Geheimnis des Bösen."

Zu dem was glücklich macht: Gut zu sein tut uns selber am Besten

"Ich denke mir, wir haben unsere Lebenszeit wie eine Spielwiese. Wir haben die Möglichkeit, uns für das Gute zu entscheiden oder Böse zu sein. Und es ist immer eine neue Entscheidung. Es ist aber auch unsere einzige Chance, die uns rettet. Der Mensch ist da, um gut zu sein. Sagt z.B. Desmond Tutu. Und genau das ist unsere Chance. Wenn wir gutes Tun, dann sind wir entspannt. Dann sind wir glücklich. Und wenn Sie mal durch die Straßen gehen, dann sehen Sie manchmal Gesichter, die sind so verbittert und verbiestert. Und ich wünsche mir für diese Menschen nur, dass sie die Chance wahrnehmen und mal gut zu sein und zu merken, wie wohl das tut."

Erstausstrahlung 31.01.2017

Lea Ackermann †

Die Frauenrechtlerin und katholische Ordensschwester Lea Ackermann ist tot. Die 86-Jährige starb am 31. Oktober 2023 in einem Trierer Krankenhaus, teilte der von ihr gegründete Verein Solwodi in Koblenz mit. 

Für ihren unermüdlichen Einsatz gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution erhielt Schwester Dr. Lea Ackermann zahlreichen Ehrungen – unter anderem den Romano-Guardini-Preis und das Große Bundesverdienstkreuz. 1985 gründete sie die Organisation SOLWODI ("SOLidarity with WOmen in DIstress" – Solidarität mit Frauen in Not) in Mombasa/Kenia.

Lea Ackermann / © Thomas Frey (dpa)
Lea Ackermann / © Thomas Frey ( dpa )