Erstmals spricht ein Rabbiner vor einer römischen Bischofssynode - Gegen Seligsprechung Pius XII.

Bitte um Hilfe gegen antisemitische Bedrohungen

Mit dem israelischen Rabbiner Shear-Yashuv Cohen hat erstmals ein Nichtchrist vor einer römischen Bischofssynode gesprochen. Cohen bat die im Vatikan tagenden Bischöfe um Hilfe gegen antisemitische Bedrohungen. Ohne Teherans Regierungschef Mahmud Ahmadinedschad beim Namen zu nennen, äußerte er sich am Montagabend in der Synodenaula schockiert über die "schrecklichen und dämonischen Worte" des Präsidenten eines gewissen Nahost-Staates.

 (DR)

«Die falschen und boshaften Anschuldigungen und die antisemitische Hetze haben in uns die schmerzhafte Erinnerung an die Tragödie unseres Volks zurückgebracht - die Opfer des Holocaust. Wir hoffen und beten, dass dies nie wieder geschieht.» Cohen bat die Synode: «Wir hoffen, Ihre Hilfe als religiöse Führer zu erhalten - ebenso wie die Hilfe der gesamten freien Welt - um Israel zu schützen, zu verteidigen und aus der Hand seiner Feinde zu retten». Israel sei der «einzige und souveräne Staat des 'Volkes des Buches», hob Cohen hervor.

In seiner halbstündigen Rede vor den Bischöfen wertete der Rabbiner aus Haifa die Einladung zur Bischofssynode als Signal der Hoffnung und als Botschaft der Koexistenz und des Friedens. Der katholisch-jüdische Dialog habe in den vergangenen Jahrzehnten beachtliche Fortschritte erzielt. Die Bibel als Wort Gottes spiele für das Judentum, im jüdischen Leben und seiner Liturgie eine zentrale Rolle.

Video zur Eröffnungsmesse der Synode:



Im Judentum, beim Synagogen-Gottesdienst wie im persönlichen Gebet, habe die Bibel eine zentrale Bedeutung für das Leben jedes Gläubigen, fügte Cohen hinzu. Die Heiligen Schriften verlören nie ihre Gültigkeit und Bedeutung für die Fragen der Zeit. Das sei das «Geheimnis des ewigen Wortes Gottes». Alle jüdischen Heiligen Schriften, nicht nur die Thora mit den fünf Büchern Moses, sondern auch die Schriften der Propheten und die Weisheits-Literatur, seien Quelle und Inspiration für das Gebet.

Gegen Seligsprechung von Pius XII.
Im Anschluss an seine Rede vor der Weltbischofssynode sprach sich Cohen gegen eine Seligsprechung von Papst Pius XII. aus. Im Vatikan sagte Cohen am Montagabend vor Journalisten, Pius XII. habe während der Zeit des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs nicht seine Stimme erhoben, auch wenn er insgeheim zu helfen versucht habe. Egal ob er aus Angst oder anderen Motiven so gehandelt habe, «wir können das nicht vergessen», so der jüdische Theologe. Cohen hatte als erster Nichtchrist vor der Weltbischofssynode über die Bedeutung der Heiligen Schrift im Judentum gesprochen.

Das Seligsprechungsverfahren für Pius XII. begann 1974. Kritiker bemängeln, der Papst habe nicht laut genug gegen die Ermordung der Juden im Zweiten Weltkrieg protestiert. Befürworter einer Seligsprechung verweisen darauf, dass durch sein Einwirken ein großer Teil der in Rom lebenden Juden gerettet worden sei.