200 Tote bei Kämpfen in Mogadischu

Hilfswerke unter Beschuss

Bei Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen aus Somalia und Äthiopien und somalischen Clan-Milizen sind in Mogadischu seit Mittwoch mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Vertriebenen aus Somalias Hauptstadt sei auf 320.000 gestiegen, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Sonntag. Unter Granatenbeschuss stand am Wochenende auch das Büro von "Daryeel Bulsho Guud" (DBG), eines der letzten in Mogadischu aktiven Hilfswerks, das Partner der Diakonie Katastrophenhilfe ist.

 (DR)

Ein Mitarbeiter des Hilfswerks erklärte dem somalischen Radiosender Shabelle, die Büros und Geräte seien vollständig zerstört. In den Ruinen des mehrstöckigen Gebäudes harrten noch mehrere Mitarbeiter aus, die wegen des Dauerbeschusses nicht fliehen könnten. Unter ihnen seien auch vier Verletzte. Der epd konnte keinen Mitarbeiter der Organisation erreichen, die in den vergangenen Tagen noch zahlreiche Krankenhäuser in Mogadischu und anderen somalischen Städten mit dringend benötigten Medikamenten versorgt hatte.

Augenzeugen berichteten am Sonntag, in den Straßen Mogadischus lägen verwesende Leichen. In der Stadt seien nur noch Kämpfer, Helfer oder Männer, die ihr Haus und ihren Besitz bewachen wollten. In den Flüchtlingslagern im Umland berichteten UN-Mitarbeiter von Cholera-Fällen. Bislang seien mehr als 12.000 Fällen wässriger Durchfälle gezählt worden, 414 Vertriebene seien daran gestorben. Die Situation werde sich in der bald beginnenden Regenzeit weiter verschlimmern.

Der Premierminister der Übergangsregierung, Ali Mohammed Ghedi, erklärte, seine Truppen würden die Gefechte trotz der hohen Verluste unter Zivilisten nicht einstellen. "Die Kämpfe werden weitergehen, bis alle Terroristen tot sind'", sagte er am Samstag in einem Interview mit somalischen Radiosendern. "Diejenigen, die sich noch in den Hochburgen der Islamisten befinden, fordere ich auf, die Stadt zu verlassen."

Somalia hat seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren keine zentrale Regierung mehr. Ghedis Übergangsregierung war Ende Dezember an der Seite äthiopischer Truppen in Somalia einmarschiert und hatte die "Union islamischer Gerichtshöfe" verjagt, die zu diesem Zeitpunkt Mogadischu kontrolliert hatten. Seitdem liefern die Truppen sich regelmäßig Gefechte mit Clan-Milizen und Sympathisanten der vertriebenen Islamisten.