Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Bluthochzeit

Chronik eines angekündigten Todes: „Bluthochzeit", eine archaische Geschichte, die Lorca selbst eine ‚lyrische Tragödie' nennt, erzählt von einer Braut, die am Tag ihrer Hochzeit entflieht, um dem Geliebten zu folgen. In einem geheimnisvollen Wald unterhalten sich drei Holzfäller über den Vorfall: „... man wird sie töten. / Man soll der Neigung folgen; sie taten recht zu fliehen. / Sie täuschten einander, aber das Blut siegte. / Das Blut! / Man muss dem Weg des Blutes folgen. / Aber Blut, das ins Licht sieht, trinkt die Erde. / Besser verblutet und tot als lebendigen Blutes verfault.

 (DR)

" Die dunklen Vorahnungen bestätigen sich. Auf einer mondbeschienenen Lichtung erschlagen die beiden Rivalen sich gegenseitig. Drei einsame Frauen bleiben zurück: die Mutter, die auch ihren letzten Sohn an die Blutrache verloren hat, die Ehefrau, die um ihren Mann weint, den sie nie wirklich besessen hat, und die Braut, die es gewagt hat, alle Konventionen zu sprengen und ihrem Gefühl zu gehorchen. Das Stück spielt 1933 im faschistischen Spanien und beruht auf einer realen Begebenheit.

Rigide Traditionen, soziale Ungerechtigkeit, die menschenverachtende Praxis, Frauen aus materiellen Gründen an ungeliebte Männer zu verheiraten - vor diesen Hintergrund stellt Lorca die handelnden Personen. Seine Größe besteht dabei in der Fähigkeit, Figuren zu gestalten, Menschen, die sich mit der Doppelmoral, mit den Zwängen ihrer Gesellschaft nicht abfinden wollen, und koste es ihr Leben.