Die Ausstellung "Agrippina - Kaiserin aus Köln"

Machthungrig und selbstlose Mutter

Agrippina - die Stadtmutter von Köln - war eine machtbewusste Frau. Vor 2000 Jahre wurde sie in Köln geboren. Eine Sonderausstellung im Römisch-Germanischen Museum lässt ihr Leben Revue passieren.

Porträtkopf der Agrippina-Statue aus Grauwacke. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek. / © Ole Haupt.
Porträtkopf der Agrippina-Statue aus Grauwacke. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek. / © Ole Haupt.

Für die Römer am Rhein war es eine Krisenzeit, als Agrippina 15 n. Christus in Köln im Haus ihres Vaters und Feldherrn Germanicus auf die Welt kam. Die verlorene Schlacht am Teuteburger Wald hatte römische Eroberungsträume im Norden Germaniens zerplatzen lassen. Die kleine Agrippina traf noch ein persönlicher Schicksalsschlag: im Alter von nur 3 Jahren verlor sie ihren Vater. Doch mit ihrem Durchsetzungsvermögen und Machtinstinkt kämpfte sich Agrippina ins Herz der Macht Roms.

Doch starke Frauen brauchten in der Antike einflussreiche Männer, um ihre Interessen durchzusetzen. Für Agrippina waren es ihre Ehemänner, so Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums: "Sie hatte drei Ehen, die erste mit 13 Jahren, von ihrem ersten Ehemann hatte sie einen Sohn, das ist der berühmt-berüchtigte Kaiser Nero. Der zweite war sehr reich und alt, von dem hat sie sehr viel Geld geerbt. Und von dem dritten Ehemann, Kaiser Claudius, hat sie die Macht bekommen."

Kaiser Claudius brachte sie ein Jahr nach Eheschließung dazu, ihren Geburtsort am Rhein in den Rang einer Bürgerkolonie zu erheben. Als einzige Frau in der Antike wurde ihr Name im Stadtnamen verewigt: Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Für Köln war diese Aufwertung ein Segen, denn es folgte eine Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Für Kaiser Claudius endete die Ehe tödlich – er wurde durch ein Pilzgericht vergiftet. Ganz unbeteiligt war da Agrippina nicht, sagt Marcus Trier. In der Antike hatte sie daher keinen guten Ruf.

Doch für die antike Frauenwelt war Agrippina wegen ihrer Haartracht absolut hipp, erklärt Kuratorin Dr. Friederike Naumann-Steckner: "Sie hatte eine besondere Frisur mit vielen kleinen Löckchen, die die Stirn rahmten, nach hinten gezogen zu einem Zopf geflochten, und sie trug rechts und links Korkenzieherlocken." Für die Nachahmerinnen in der Antike war diese Frisur eine Herausforderung: nur mit viel Zuckerwasser und stabilen Haaren konnte sie gelingen.

Überlebensgroß begegnet uns Agrippina als dunkle, ehrfurchtgebietende Basaltstatue direkt gegenüber dem Eingang zur Ausstellung. Zum ersten Mal ist sie in Köln als Ganzes zu sehen. Ein europäisches Gesamtkunstwerk, denn der Kopf kommt aus Dänemark, der Rumpf aus Rom. Um die Agrippina-Statue herum erfahren wir viel über ihre prominente Familie, ihren politischen Stellenwert auf Münzen und Geburtsrituale im römischen Köln. Agrippina hatte eine Schwäche – und das war ihr Sohn Nero. "Sie wollte alles für ihren Sohn und soll gesagt haben, er mag mich töten, wenn er nur Kaiser wird", erklärt Naumann. Mit ihren Vorahnungen lag Agrippina richtig: ihr geliebter Sohn Nero ließ sie töten, als sie zu mächtig zu werden drohte. Die Kölner aber hoben ihre machthungrige Stadtmutter Agrippina buchstäblich in den Himmel, wie ein Stadtpanorama aus dem 16. Jahrhundert von Woensam vor Augen führt.

Die Ausstellung "Agrippina – Kaiserin aus Köln" im Römisch-Germanischen Museum läuft noch bis zum 29. März 2016.