Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm - Theaterstück von Theresia Walser

Wenn Schauspieler den Hitler spielen

Drei Schauspieler geraden ganz schön in Rage, wenn es um ihren Beruf geht. In einer Talkshow sollen sie darüber reden, ob Hitler überhaupt dargestellt werden kann. Doch während sie auf ihren Auftritt warten, verwickeln sie sich in eine turbulente Auseinandersetzung ob der Frage, warum sie auf der Bühne stehen. Ein Generationenkonflikt bricht auf, der komische wie ernste Züge trägt.

Drei Schauspieler finden keine Ruhe / © Lutz Voigtlaender
Drei Schauspieler finden keine Ruhe / © Lutz Voigtlaender

Während der Theaterschauspieler und Hitlerdarsteller Franz Prächtel (Gerhardt Haag) selbstverliebt von sich und seiner hohen Kunst als Schauspieler schwärmt, setzt sich der junge Fernsehschauspieler und Goebbelsdarsteller Ulli Lerch (Philip Schlomm) mit feurigem Eifer dafür ein, dass das Theater von heute zeitgemäß multimedial sein soll. Er ist davon überzeugt, dass historische Stücke mit Blick auf die aktuellen, brennenden Themen der Zeit wie Tod, Terror oder die Komplexität menschlicher Persönlichkeit interpretiert werden sollen. Dazwischen mäandert der Hitlerdarsteller mittleren Alters Peter Söst (Kai Hufnagel), der einerseits den alten Theaterstar hochleben lässt und gleichzeitig ihn zu verachten scheint. Am Ende sind alle Disputanten erschöpft, ohne sich einen Schritt nähergekommen zu sein. Eitelkeit, Konkurrenzdruck und Festhalten an liebgewordenen Grundsätzen verführen dazu, um der Selbstbestätigung willen Kollegen gnadenlos herabzuwürdigen. Wie im richtigen Leben. Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm ist gewürzt mit einer wohl dosierten Prise Komik, doch dahinter schimmert auch der tragische Ernst menschlicher Schwächen.