Der Operndreiteiler "Il Trittico" von Puccini in Köln

Tragisch bis komisch

Die menschliche Apokalypse in drei Teilen: ein Eifersuchtsdrama im Hafenviertel von Paris, die Tragödie rund um die Nonne und Mutter Angelika und die Skrupellosigkeit der Menschen angesichts eines reichen Erbes. In der Kölner Inszenierung von „Il Trittico“ haben drei Regisseurinnen und das Gürzenich-Orchester unter Will Humburg ihrem Publikum einen tief bewegenden wie heiteren Opernabend beschert.

 (DR)

Il Tabarro spielt im Hafenarbeitermilieu von Paris und ist ein Ehedrama. Die junge Frau Giorgetta des viel älteren Seineschiffers Michelle geht fremd, weil sie die bedrückende Enge ihres Lebens nicht mehr aushält. Beide haben ihr Kind verloren. Im Gerümpel des Kellergeschosses steht noch der Kinderwagen, verstaubte Zeugnisse einer vergangenen, glücklichen Zeit, die Michelle beschwört – umsonst. Unter dem einst schützenden Mantel wird am Ende der ermordete Liebhaber gewickelt. In der Inszenierung von Hartmannshenn ersticht ihn nicht Michelle, sondern Giorgetta – hin- und hergerissen zwischen Loyalität zum Vater ihres Kindes und ihrer Leidenschaft glaubt sie am Ende nicht mehr an eine Zukunft und zerstört sie.

In tiefster Trauer besingt die junge Ordensschwester Suor Angelica den Tod ihres geliebten Sohnes, ergreifend gesungen von Jacqueline Wagner. Der Einakter Suor Angelica ist ein Melodram über eine Ordensfrau, die wegen ihres unehelich geboren Kindes ins Kloster gehen musste und stirbt. Die Bühne ist über drei Ebenen aufgebaut -  Hölle, Erdenleben und Himmel, wie bei Hieronymus Bosch. In der Inszenierung von Eva Maria Höckmayr huldigen in schwarz und flammendrot gekleidete Novizinnen und Nonnen des Klosters der Mutter Gottes, die über die Bühne wandelt oder im Glaskasten sitzt. Mal ist sie die strahlende Königin, mal die Schmerzensmutter mit Kind.  Wenn sich die in teuflischem Rot gekleideten Nonnen im Keller kauern, manisch Kreuzzeichen schlagen, dann geht es auch um das Versagen frommer Menschen, die aufgrund ihrer Gier und Begierden schuldig werden. Vom Hochgeschoss blicken schwarz gekleidete Nonnen hinunter – sie könnten auch im Freudschen Sinne Repräsentantinnen des ÜberIchs der Kirche mit ihren Regeln sein. Dazwischen, auf Bühnenebene erleidet die fromme, aber schuldig gewordene Angelica alle Schmerzen der Erde, und wird letztendlich von unbarmherzigen Menschen, die sie allein lassen, in den Tod getrieben. Auch in dem Eifersuchtsdrama  Il Tabarro, dem ersten Operstück, geht es um menschliche Schwäche, die mörderisch endet.

Ganz im Gegensatz zu diesen dramatischen ersten beiden Stücken steht das dritte Opernwerk „Gianni Schicchi“ . Es ist eine Komödie, die sich an eine Episode in Dantes Göttlicher Komödie anlehnt,und durchdrungen ist von einer gepfefferten Prise schwarzem Humor. An einer langen Tafel haben sich die Erben des reichen Buoso Donati versammelt. In der Inszenierung von Gabriele Recht haben sie dem Verbleichen ihres Goldesels beim Festmahl ein wenig nachgeholfen. Doch dieser hat in seinem Testament alles Geld einem Kloster vermacht. Der ungeliebte Neureiche Gianni Schicchi soll diese Ungeheuerlichkeit zum Guten wenden. Gabriele Recht hat es verstanden, die schwarze Komödie „Gianni Schicchi“ mit herrlich situationskomischen Szeneneinfällen zu einem heiteren Highlight am Ende des Puccini-Abends werden zu lassen.

 Der musikalische Leiter Will Humbug und das Gürzenich-Orchester tauchten die Inszenierungen virtuos in eine hochemotionales, in allen musikalischen Farben vibrierendes Klangerlebnis. Das Publikum war begeistert, und jeder hatte ein Lieblingsstück.