Kirche2Go: Fegfeuer

Ein schwieriger Begriff

Der Glaube an die Existenz eines "Fegfeuers" sorgte vor allem im Mittelalter für Angst und Schrecken. Vielleicht war die unglückliche Übersetzung ins Deutsche schuld daran, dass die hier thematisierte Hoffnung unterging.

Feuer / © 4028mdk09
Feuer / © 4028mdk09

Lodernde Flammen, Menschen, die flehend beten und von Engeln in den Himmel gezogen werden – so hat die Kunst vor allem im Mittelalter die Vorstellung des Fegfeuers ins Bild gebracht. Der Glaube dahinter: Nach dem Tod kommt es zum Gericht, in dem sich die Menschen für ihre irdischen Taten verantworten müssen, bevor der Weg in den Himmel frei wird. Doch Pfarrer Gerhard Dane will bei dem dabei verwendeten Bild des Feuers eins zuallererst klarstellen: "Es geht hier nicht um das Feuer als Vernichtungsfeuer oder Peinigungsunternehmen. Es geht um das Reinigungsfeuer. Wir kennen ja den Begriff Läuterungsfeuer, wenn durch Flammen Silber aus Stein heraus geschmolzen werden soll: Das Wertvolle wird herausgeschmolzen und das Wertlose weggebrannt."

Es geht nicht um Vernichtung, sondern um Reinigung

Reinigung. So lautet auch die korrekte Übersetzung für den lateinischen Originalbegriff: Purgatorium. So formuliert die Kirche erstmals im 11. Jahrhundert, was in deutscher Sprache mit dem Wort "Fegfeuer" übersetzt wurde. In der Bibel ist von einem solchen Zwischenzustand zwischen irdischem Leben und der Ewigkeit zwar nicht direkt die Rede, aber man kann die Idee dahinter doch als eine Konsequenz biblischer Glaubenserfahrung bezeichnen:
"Der Mensch hat in seinem Leben nicht nur Wertvolles und Kostbares in sich gespeichert. Er kann so, wie er ist, in aller Regel nicht davon ausgehen, rein genug zu sein, um für immer mit Gott verbunden zu sein. Aus dieser Vorstellung ist die Idee vom Reinigungsvorgang entstanden." (Pfarrer Dane)

Diese Idee des Purgatoriums oder Fegfeuers ist auch die Konsequenz zweier Eigenschaften, die man Gott zuschreibt: Er ist gerecht - und barmherzig zugleich. Geht das überhaupt zusammen. Pfarrer Dane sagt ja, und erklärt warum: "Gott ist die Liebe, die barmherzige Liebe. Ja und Punkt. Und es gibt keine zweite Seite in Gott, aber die Erkenntnis, dass Liebe nicht zwingt und dem Anderen Raum lässt zur Entscheidung, ob er die Liebe beantworten und empfangen will. Wir müssen, um endgültig in der Liebe Gottes geborgen zu sein, uns ihr auch endgültig öffnen."

Die Konsequenz des Glaubens, dass Gott gerecht und barmherzig ist

Darum steht das Fegfeuer, bei allem Schrecken, den dieser Begriff auch hervorrufen mag, zuerst für die Hoffnung auf die sich hier auftuende Gemeinschaft mit Gott. Und doch lässt der Begriff Fegfeuer schon erahnen, dass hinter dieser Idee des Reinigungsvorgangs auch ein Schmerz liegt. Pfarrer Dane spricht von der bitteren Einsicht einer zurückgewiesenen Liebe Gottes.
"Dies ist ein Vorgang, der auch schmerzlich sein kann, so wie es manche schmerzliche Erkenntnis gibt: 'Was hab ich dir angetan, wie verrückt war ich, als ich damals so und so entschieden habe.' Diese schmerzlichen Einsichten können auch wie Feuer brennen. Es ist so, wie man sich schämt etwa nach der Umarmung sehr lieber Menschen, wenn man denkt: 'Oh, über diesen Menschen habe ich neulich schlecht geredet, und nun hat er mich so lieb.'"

Wenn das Wichtigste des Menschen "liebenswert hervortritt"

Mit dieser Beschreibung wird die Vorstellung des Fegfeuers womöglich verständlicher. Bleibt aber die Frage, wie dieser Läuterungsprozess zeitlich eingeordnet werden soll, gibt es eine Vor-Ewigkeit? Pfarrer Dane hat seine Schwierigkeiten mit der Definition des Fegfeuers. Aus seiner Erfahrung als Seelsorger heraus, hält er jedoch einen solchen Reinigungsprozess auch schon im irdischen Leben für denkbar.

"Wenn ich Kranke und Schwerkranke besuche, wenn ich mit sehr Leidenden spreche und beobachte, wie sie sich gerade im Schicksal ihres Lebens verändern und dabei ihre eigentliche Persönlichkeit und das Wichtigste an ihnen liebenswert hervortritt, dann könnte ich mir vorstellen, dass das so genannten Fegfeuer – also diese Reinigung – für sehr viele Menschen schon vor dem Tod stattfindet."