Das Gebetsanliegen des Papstes für den Juli

"Recht schaffen"

Im Juli betet der Papst "um Integrität der Justiz: dass jene, die in der Justiz tätig sind, rechtschaffen arbeiten, damit das Unrecht dieser Welt nicht das letzte Wort hat".

Autor/in:
Gerhard Dane
Modellhafte Nachbildung der Justitia / © Volker Hartmann (dpa)
Modellhafte Nachbildung der Justitia / © Volker Hartmann ( dpa )

Es schreit zum Himmel, was Menschen auf diesem Planeten täglich einander antun! Resigniert möchte man am liebsten die Augen schließen: Ach, es war immer so und wird wohl auch vorläufig so bleiben.

In diesem Monat aber bittet uns der Papst, diejenigen in Blick zu nehmen, die beruflich Tag für Tag Unrecht aufdecken, anklagen und bestrafen und damit Dämme bauen, dass es uns nicht überschwemmt.

Gott sei's geklagt: Er muss dabei auch das Unrecht ansehen, das in unserer, eigentlich "heiligen" Kirche geschah und geschieht. Und das tut sehr weh, nicht nur ihm. Was könnte weiterhelfen?

Grundrechte: Aus dem Evangelium gequollen, von der Kirche verschüttet

In der Mitte dieses Monats erinnert uns der französische Nationalfeiertag an den 14. Juli 1789. Da brachen Grundrechte auf, die aus dem Evangelium quellen, aber von der real existierenden Kirche weitgehend verschüttet wurden: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; heute sagen wir treffender Geschwisterlichkeit.

Was da vor 230 Jahren neu aufbrach, wurde vor 70 Jahren im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgegriffen. Es müsste in allen Einzelgesetzen und allen ihren Ausführungsbestimmungen leitend sein - im Staat und in der Kirche!

"Jene, die in der Justiz tätig sind" - also vom gesetzgebenden Parlament über die Richterinnen und Richter aller Instanzen bis in die Justizvollzugsanstalten und ähnlich vom Vatikan über die Bischofskonferenzen bis in jede Ortsgemeinde - sollen "rechtschaffen arbeiten", bittet Franziskus. Sie sollen also Recht schaffen, alle an ihrer Stelle, Gewalten teilend, aber auch zutiefst vernetzt.

Im deutschen Sprachraum können wir nicht dankbar genug sein, dass wir in Rechtsstaaten leben, um die uns wohl sehr viele Erdbewohner beneiden. Deshalb sollten wir uns aber nicht bequem zurücklehnen:

Vom Wunsch nach der letzten Gerechtigkeit

"Das Unrecht dieser Welt" soll "nicht das letzte Wort" haben, findet der Papst. Über die unzähligen Opfer sollen die Täter aller Sorten nicht triumphieren dürfen!

Warum eigentlich bringen unsere Fernsehsender unablässig Krimis in Serien? Warum scheint der Kriminalroman eine unsterbliche Gattung der Literatur zu sein? Wird hier nicht eine tiefe Sehnsucht bedient?

Womöglich ist es außer dem Wunsch nach spannender Unterhaltung auch der tiefe Wunsch, doch nicht so schlimm zu sein wie diese Verbrecher da. Und am Ende siegt fast immer die Gerechtigkeit - mit der Verhaftung der Täter oder gar ihrem Tod.

Wenn wir Christen in unserer Sondersprache vom "Jüngsten Gericht" reden, halten wir die Hoffnung hoch, dass schließlich und endlich alles zurechtgebracht und zu Recht gemacht werden wird. Für die Opfer soll es Genugtuung geben. Und auch den noch verdeckten Tätern sollen ihre Untaten schmerzlich bewusst werden.

"Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit"

Im "Te Deum", der lateinischen Urfassung von "Großer Gott, wir loben dich", sagen wir zu dem Unrechtsopfer aus Nazaret: "Judex crederis esse venturus", also: "Als Richter, so glauben wir, kehrst du einst wieder." Nicht nur 1945 erlebte die Welt ein Vorspiel dieses Endspiels: Unrechtsstaaten brechen zusammen, früher oder später. Wir können diesem endgültigen Richter jetzt schon Wege bahnen.

An alten Gerichtsportalen finden wir Darstellungen der "Justitia": eine weibliche Gestalt mit einer Waage und verbundenen Augen! Ohne Ansehen der Person und ohne auf eigene Vorteile zu schielen, soll die Justiz sorgfältig abwägen, unbestechlich und unparteiisch.

In unseren Gottesdiensten singen wir gerne: "Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr." Diese Bitte aus dem Jahr 1728 hat nichts von ihrer Aktualität verloren. Wir dürfen an eine Sonne glauben, die alle Verdunkelungsversuche überstrahlen kann.


Msgr. Gerhard Dane (DR)
Msgr. Gerhard Dane / ( DR )
Quelle:
KNA