Bischöfe im Advent

Weihbischof Graf über die Verbindung zwischen Krippe und Kreuz

Jeden Tag ein Impuls: Die deutschen Bischöfe haben für DOMRADIO.DE ihre Gedanken zum Advent formuliert. Weihbischof Josef Graf aus Regensburg erinnert in seinem Adventsimpuls daran, dass Krippe und Kreuz eng zusammengehören.

 (DR)

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erzählt gerne von einem kleinen Vorweihnachtserlebnis, das er als Kaplan im Religionsunterricht der Grundschule hatte. Der damalige Kaplan Voderholzer zeigt in der Adventszeit den Kindern im Religionsunterricht ein Gemälde einer Weihnachtskrippe, ein Dreikönigs-Bild. Es stammt vom holländischen Maler Rogier van der Weyden. Dieser hängt ein Kreuz in den Stall über der Krippe. Der Kaplan hat dann die Kinder gefragt, warum der Maler den Stall wohl so gemalt hat, nämlich mit einem Kreuz, ja sogar mit dem Körper des Gekreuzigten. Als Antwort eines Jungen kam: Naja, der heilige Josef und Maria, das waren doch fromme Leute und die haben gewiss vor dem Essen gebetet. Deshalb hängt ein Kreuz im Stall über der Krippe.

Gewiss eine lustige Antwort. Auch wenn die Kinder dann wohl schon darauf kamen, dass Maria und Josef wohl noch kein Kreuz im Stall hängen haben konnten. Auch der Künstler Rogier van der Weyden war sich dessen wohl bewusst. Wenn er dennoch auf seinem Weihnachtbild ein Kreuz in den Stall gemalt hat, so hat er sich dabei gewiss etwas gedacht. Er hat wohl gespürt, dass Weihnachten schon etwas zu tun haben muss mit dem Kreuz. Krippe und Kreuz gehören zusammen. Man sagt heute manchmal sogar, sie sind letztlich aus dem gleichen Holz geschnitzt. Etwas theologischer gesagt: Wenn wir uns einlassen auf das Geheimnis Christi, so erkennen wir den inneren Zusammenhang zwischen seiner Menschwerdung und seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Der gemeinsame Nenner, das ist seine Erniedrigung, seine Selbstentäußerung. Die Kirche feiert heute einen Heiligen, der das Kreuz sogar in seinem Beinamen hat. Es ist der heilige Johannes vom Kreuz. 

Man könnte denken, so ein Heiliger würde eher in die Passionszeit passen. Aber, wenn wir diesen Zusammenhang von Krippe und Kreuz sehen, so passt er auch jetzt in die Adventszeit, in die Vorweihnachtszeit. Für diesen Johannes war das Kreuz auch etwas ganz Wirkliches. Er lebte im 16. Jahrhundert. 1591 ist gestorben. Er war der wichtigste Mitarbeiter der Heiligen Teresa von Ávila, für die Reform des Karmelitenordens, einer der Väter der Unbeschuhten Karmeliten. Seinen Ordensbrüder hat seine strenge Reform gar nicht gepasst. Er hatte viel unter ihnen zu leiden. Und so hat er sich ganz bewusst den Beinamen vom Kreuz gewählt. Uns kann der heilige Johannes vom Kreuz jetzt in der Vorweihnachtszeit sagen: Wir dürfen diesen Zusammenhang von Krippe und Kreuz nicht vergessen. Wenn wir uns einstimmen auf das Weihnachtsfest, so müssen wir immer an Jesus denken. Er ist für uns Mensch geworden. Er hat sich erniedrigt und er hat uns in seinem Kreuz erlöst. Die Kirche spricht von einem heiligen Tausch. Er, der reich war, ist arm geworden. damit wir durch seine Armut reich werden.

Bereiten wir uns in den noch verbleibenden Tagen bis Weihnachten auch dadurch gut auf das Fest vor, dass wir nicht vergessen, dass die Krippe und das Kreuz eng zusammengehören. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine noch gute verbleibende Adventszeit. Ihr Josef Graf Weihbischof in Regensburg.


Quelle:
DR