Pontifikalamt im Kölner Dom am Abend des Dreikönigstags

Von Königen und Kölnern

Was unterscheidet die Sehnsucht der Heiligen Drei Könige von der Sehnsucht der Kölner? Diese Frage warf Weihbischof Rolf Steinhäuser am Samstagabend im Kölner Dom auf. Seine Antwort formulierte er bewusst ein bisschen provozierend.

Dreikönigenschrein / © Boecker
Dreikönigenschrein / © Boecker

In seiner Predigt ging Weihbischof Rolf  Steinhäuser auf die Bedeutung und die Darstellung der Heiligen Drei Könige in den Kölner Krippen ein. Während in manchen Kirchen die Sterndeuter noch auf dem Weg zum Stall waren und in anderen schon längst an der Krippe knieten, fehlten sie in einer Kölner Kirche. "Unsere Könige sind eilige Könige", zwinkerte ihm eine Dame zu: "Die mussten ja noch weiter", – und die Dame deutete auf den Dom, wo die Gebeine der drei Heiligen liegen.

"Es ging mit Köln bergauf, seitdem es hier so großartige Heiligtümer gab", erinnerte Steinhäuser an die Bedeutung der Reliquien für die Domstadt. Schnell wurden die Kölner "absolute Experten für Caspar, Melchior und Balthasar", sagte der Weihbischof. Mit Blick auf die Chorschranken-Malereien im Innenchor des Domes stellte er fest, wie es mit den Königen weiterging. Sie wurden getauft, zu Bischöfen ernannt und starben als Märtyrer.

Dom und Könige gehören zusammen

"Ob die Kölner wohl fromm sind, oder eher clever und geschäftstüchtig?", überlegte Steinhäuser dann. "Da ich die Gnade der Kölner Geburt habe, trete ich natürlich entschieden für ihre Frömmigkeit ein", sagte er und erklärte seine These mit der Sehnsucht der Heiligen Drei Könige und der Sehnsucht der Kölner:

Letztere finde sich in den Heiligen drei Königen. Dagegen fände die Sehnsucht der Weisen ihre Erfüllung in Jesus Christus. "Zwischen genetisch katholisch und einem entschiedenen Christusbekenntnis können Welten liegen", machte er aufmerksam. Ein "rappelvoller Dom" beim Karnevalisten-Gottesdienst sei erfreulich, sage aber wenig aus über die persönliche Frömmigkeit der Besucher.

Wonach sehnten sich die Weisen?

Die Weisen wussten damals, was und wen sie suchten, betonte Steinhäuser: "Sie ahnen – das Heil kommt von den Juden." Als sie den König aber nicht am erwarteten Ort – zentral und bei den wichtigsten Menschen – gefunden hätten, mussten sie ihre Erwartungen und Vorstellungen korrigieren lassen, bis der Stern sie an den Rand des öffentlichen Lebens führte.

"Das Große an den Weisen ist, dass sie akzeptieren, dass der König so ganz anders ist, als sie sich das gedacht haben. Obwohl alle äußeren Umstände dagegen zu sprechen scheinen, erkennen sie im Kind ihren Herrn", erklärte Steinhäuser.

Ein Christusfest, kein Namenstag

Alle Heiligen seien immer nur Hinweise auf Jesus Christus. "Darum feiern wir ja auch heute nicht den Namenstag von Caspar, Melchior und Balthasar, sondern ein Christusfest", so Steinhäuser.

In der Fachsprache der Christen heißt der heutige Tag: Epiphanie – das Hochfest der Erscheinung des Herrn. Damit war in der Spätantike der Einzug für einen als Gott verehrten Kaisers in eine Stadt gemeint gewesen. In der Huldigung durch die Weisen war Jesus scheine diese Verherrlichung auf. "Weihnachten und Epiphanie sind aufeinander bezogen, ergänzen und durchdringen sich", schloss Steinhäuser. Während an Weihnachten der Hauptakzent auf der Menschwerdung Gottes liege, ginge es am Fest der Erscheinung des Herrn um dasselbe Geheimnis, "nur von der anderen Seite".

Was ist mit den Kölnern?

Zur Sehnsucht der Kölner fügte der Weihbischof noch hinzu: "Ein bisschen provozierend habe ich die Sehnsucht der Kölner von der Sehnsucht der Weisen kontrastiert."

Es gebe aber eine Brücke: "Stellen Sie sich vor, die Kölner wollten weise werden, dann könnten sie an den Weisen Maß nehmen, sich zu Christus aufmachen und ihm ihre Gaben bringen."

Dann wurde Steinhäuser noch einmal ganz konkret und adressierte die Gläubigen: "Die Tatsache, dass Sie heute Abend zur Messe gekommen sind, spricht für Ihre Weisheit."

Der Dreikönigstag

Das Hochfest der Erscheinung des Herrn ist für den Kölner Dom ein ganz besonderes. Seit 1164 werden in Köln die Gebeine der Heiligen Drei Könige aufbewahrt, was auch maßgeblich zum Neubau des Domes ab 1248 geführt hat. Obwohl der 6. Januar in Nordrhein-Westfalen kein gesetzlicher Feiertag ist, feiert der Kölner Erzbischof an diesem Tag das Pontifikalamt zu gewohnten Hochamtszeit um 10 Uhr.

Am Abend desselben Tages wird ein weiteres Pontifikalamt gefeiert, dem in der Regel einer der Kölner Weihbischöfe oder ein Gastbischof vorsteht.

DOMRADIO.DE übertrug im Internet-TV am Hochfest der Erscheinung des Herrn das abendliche Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Rolf Steinhäuser. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich und Patrick Cellnik. An der Orgel: Ulrich Brüggemann


Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom (KNA)
Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom / ( KNA )
Quelle:
DR