Trauerfeier für Freiburger Weihbischof Kirchgässner

"Mann der Seelsorge - nah an den Menschen"

In der Krypta des Freiburger Münsters ist am Freitag der im Alter von 85 Jahre in Freiburg verstorbene Weihbischof Wolfgang Kirchgässner beigesetzt worden. Erzbischof Robert Zollitsch würdigte Kirchgässner als bescheidenen und zurückhaltenden Priester und Bischof.

Requiem für Weihbischof Kirchgässner / © Benedikt Plesker (Erzbistum Freiburg)

Weihbischof Kirchgässner habe 19 Jahre als Bischof gewirkt, "immer darum wissend, dass wir das Entscheidende von Gott erhalten; dass wir auf sein Erbarmen angewiesen sind, zugleich aber auch darauf bauen dürfen, dass er uns seine Barmherzigkeit schenkt". Dies betonte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am Donnerstag (3.4.) beim Requiem für Weihbischof Kirchgässner im Freiburger Münster. Erzbischof Zollitsch zitierte Kirchgässner, der 1999 bei seiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst mit Blick auf die vielen lobenden Worte für seinen  langen Einsatz als Weihbischof von Freiburg gesagt hatte: "Die Wahrheit ist, dass einem mit zunehmendem Alter immer deutlicher wird, dass vieles Bruchstück geblieben ist und Bruchstück bleiben wird. Dabei tröstet mich das schöne Wort von Blaise Pascal: ‚Viele Menschen ahnen nicht, was Gott aus den Bruchstücken ihres Lebens machen könnte, wenn sie sich ihm ganz anvertrauen würden.‘ Ich will gerne meine Bruchstücke, das Erreichte und das Unerreichte in Gottes Hand legen."

Wahlspruch kennzeichnete Wirken: "Für die Menschen bestellt"

Weihbischof Kirchgässner war Ende März nach kurzer schwerer Erkrankung in Freiburg verstorben - gestärkt mit den Sakramenten der Kirche. Beim Blick auf das Leben und Wirken von Wolfgang Kirchgässner ist nach den Worten von Erzbischof Zollitsch zu spüren, dass er entsprechend gehandelt habe "und dass dadurch gerade das, was er selbst vielleicht als Bruchstück empfunden haben mag, durch das Mittun Gottes in der Tat ein Meisterstück wurde". Erzbischof Zollitsch erklärte: "Wolfgang Kirchgässner war und blieb ein Mann der Seelsorge. Nah an den Menschen zu sein, sie zu begleiten und ihnen beizustehen, das war ihm das Entscheidende. Er hat sich am Beispiel Jesu orientiert und seinen  christlichen Glauben in der Nachfolge Jesu in die Tat umgesetzt." Dies kennzeichne sein Wirken als Kaplan in Müllheim, Lörrach und Karlsruhe, ebenso wie seine Aufgabe als Pfarrer und später als Dekan in Laufenburg. Nur schweren Herzens habe er sich dann von Erzbischof Schäufele überzeugen lassen, den Fachbereich "Diözesane Pastoralentwicklung und –planung" im Erzbischöflichen Ordinariat zu übernehmen: "Zu wertvoll und wichtig waren ihm die Menschen, zu denen er sich gesandt sah, und die er für seine neue Aufgabe zurücklassen musste. Doch trotz eigener Bedenken, ob er denn dafür der richtige Mann sei, hat er sich in Dienst nehmen lassen und sich der Führung Gottes anvertraut."

"Beispiel und Vorbild dafür, wie Glaube gelebt werden kann"

So hatte sich Kirchgässner von 1974 bis 1977 der Pastoralplanung der Erzdiözese angenommen und sich doch wieder von der unmittelbaren Seelsorge zu den Menschen hingezogen gefühlt: "Als die Pfarrei in Breisach neu zu besetzen war, bewarb er sich darum. Schnell wurde er auch wieder Dekan und war überzeugt, nun seine Bestimmung gefunden zu haben. Doch kaum mehr als zwei Jahre später wurde er am 11. Dezember 1979 zum Weihbischof unserer Erzdiözese berufen." In seinem Wahlspruch aus dem Hebräerbrief habe er das zusammengefasst, was ihn in all den Jahren seines Wirkens als Priester gekennzeichnet habe: "Für die Menschen bestellt" (Hebr 5,1). Erzbischof Zollitsch sagte im Requiem: "Er sah sich beschenkt in der Begegnung mit den Gläubigen. Er suchte die Nähe zu den Jugendlichen bei der Feier des Sakraments der Firmung wie auch den vielfältigen anderen Aufgaben, die ihm als Weihbischof anvertraut wurden. Als Dompropst kümmerte er sich jahrelang mit größter Sorgfalt um das Münster und um die bauliche Weitergestaltung unserer Kathedralkirche." Auch im Referat für das Ordenswesen, das er als Bischofsvikar leitete, hätten Ordensleute in Kirchgässner "einen verstehenden und hilfsbereiten Partner und Ratgeber" gefunden. In den 17 Jahren, in denen er  Vorsitzender des Caritasverbandes der Diözese war, habe Weihbischof Kirchgässner mit drei Caritasdirektoren vertrauensvoll zusammen gearbeitet: "Ein besonderes Anliegen war ihm die Gründung von selbständigen örtlichen Caritasverbänden, damit die Kirche so näher bei den Menschen sein konnte, die direkt vor Ort der Hilfe bedürfen." Zollitsch formulierte: "Ja, Wolfgang Kirchgässner war Beispiel für viele - Vorbild dafür, wie christlicher Glaube gelebt werden und in großer Treue ansprechend im Alltag Gestalt finden kann. Dafür danken ihm Viele; dafür dankt ihm die Erzdiözese. Dafür danke ich ihm von Herzen."

Kirchgässner wurde nach dem Requiem in der Bischofsgruft des Freiburger Münsters bestattet. Das Requiem war live im Internet übertragen worden. Wolfgang Kirchgässner wurde am 1. Juni 1928 in Mannheim geboren und am 30. Mai 1954 zum Priester geweiht. Nach Vikarsjahren in Lörrach und Karlsruhe war er von 1960 bis 1963 persönlicher Sekretär von Erzbischof Hermann Schäufele. Danach ging Kirchgässner auf eigenen Wunsch wieder in die Gemeindeseelsorge, als Pfarrer von Laufenburg und ab 1969 auch als Dekan des Dekanats Säckingen. 1974 ernannte ihn Erzbischof Schäufele zum Ordinariatsrat und übertrug ihm das Referat für Pastorale Planung im Erzbischöflichen Ordinariat. 1977 ging er erneut als Pfarrer in die Seelsorge an das Stephansmünster in Breisach. Gleichzeitig wurde er Dekan des Dekanats Breisach-Endingen. Im November 1979 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Drua (Tunesien) und Weihbischof in Freiburg ernannt. 1981 wurde Kirchgässner zudem in das Amt des Dompropstes und damit zum Vorsitzenden des Metropolitankapitels gewählt. Zum 31. Dezember 1998 wurde er vom Amt des Weihbischofs entpflichtet.

(Erzbistum Freiburg)


Weihbischof Wolfgang Kirchgässner / © Kiderle (Erzbistum Freiburg)