Gottesdienst aus der Basilika St. Gereon in Köln

Totenvesper für Kardinal Meisner

Joachim Kardinal Meisner hat die "Kirche bedingungslos geliebt" und ist für sie "durchs Feuer gegangen". Mit diesen Worten würdigte Rainer Maria Kardinal Woelki den Alt-Erzbischof in der Totenvesper am Freitagabend.

Joachim Kardinal Meisner / © Nicolas Ottersbach (DR)
Joachim Kardinal Meisner / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Am Vorabend der Bestattung des Kölner Alt-Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner feierte sein Nachfolger Rainer Maria Kardinal Woelki am verschlossenen Sarg in der Kölner Basilika Sankt Gereon die Totenvesper. Dabei waren bereits viele Gäste anwesend, die auch zu den Exequien erwartet werden. Am Samstagmorgen wird der Sarg des verstorbenen Kardinals dann zum Dom überführt, wo die Exequien gefeiert werden und Kardinal Meisner in der Krypta des Domes seine letzte Ruhestätte finden wird.

Der verstorbene Kardinal stand für die Würde und das Recht des Lebens, so Woelki in seiner Homilie, insbesondere für das ungeborene und das am Lebensende, das im Alter von Krankheit gezeichnete. "Wir haben es Kardinal Meisner zu verdanken, dass wir viele Feste des Glaubens feiern konnten, Feste die uns selbst im Glauben gestärkt haben, auch für unseren eigenen Weg als Christ der Zeit.", sagte der Erzbischof weiter.

Woelki: "Ein Kämpfer für die Wahrheit"

Meisner sei ein "Mann des Glaubens, des Gebetes, ein Zeuge des Lebens. Ein Kämpfer für die Wahrheit" gewesen. Und das hätten wir seiner Familie zu verdanken, sie hätte den Grundstein dafür gelegt, so Kardinal Woelki. Deshalb sei für "uns in der Kirche Ehe und Familie wichtig und heilig. Nicht irgendeine Ehe, sondern die Ehe zwischen Mann und Frau, die offen ist für die Weitergabe des Lebens."

"Der Gottesdienst ist nicht irgendein Event"

Kardinal Meisner würde wollen, dass wir die Eucharistie heilig halten, sagte Woelki weiter. Das sei ihm wichtig gewesen. Wir würden allerdings zeigen, dass Christus und die Eucharistie uns augenscheinlich nicht mehr das bedeuten, was sie Menschen vor 80 Jahren noch bedeutet haben. Es sei aber wichtig, wieder einen Zugang zur Eucharistie zu bekommen, zum sonntäglichen Gottesdienst, so Woelki. Es handele sich "nicht um irgendein Event, sondern da geht es um Tod und Leben".

Meisner hätte kein größeres und stärkeres Zeugnis geben können

Der Kölner Erzbischof stellte der Trauergemeinde die Frage, wofür sie ihr Leben geben würden. "Für wen sind Sie bereit zu sterben? Für Ihren Ehepartner? Für Ihre Kinder? Ihre Enkel?". Wir sind keine Eintagsfliegen oder zufällig in unser Dasein hineingeworfen, betonte Woelki. "Wir sind mehr, das Abbild Gottes, Ebenbild Gottes. Das ist das Ziel, zu dem hin wir unterwegs sind". Kardinal Meisner hätte das sein Leben lang verkündet, gelebt, gefeiert. Was er gesagt habe, habe er auch gelebt. "Ein größeres und stärkeres Zeugnis gibt es nicht."

Sankt Gereon eine der ältesten Kirchen 

Die Basilika St. Gereon gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen in Köln - und rückt durch die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Kardinal Joachim Meisner in den Mittelpunkt. Es ist die Pfarrkirche der Gemeinde, zu der das Erzbischöfliche Haus gehört. Und deshalb wird Meisner gemäß der Tradition dort aufgebahrt, damit Menschen von ihm Abschied nehmen können.

Die Entstehung von Sankt Gereon reicht bis in die frühchristliche Zeit zurück. Sie ist damit einer der ältesten Kirchen überhaupt.

Ausgangspunkt und Kern der Anlage ist ein Ovalbau des 4. Jahrhunderts. Er entstand auf einem römischen Gräberfeld zu Ehren von Märtyrern. Das Gebäude diente vielleicht bereits als Kirche. Über den ovalen Grundriss entstand ein Zentralbau mit Kuppel, acht Kapellen, einer Apsis, Vorhalle und einem Atrium. Der Chor wurde mehrfach umgestaltet und der frühchristliche Kernbau zu Beginn des 13. Jahrhunderts erhöht, außen ummantelt und zu einem Zehneck (Dekagon) umgestaltet. Über dem Erdgeschoss entstehen drei weitere Etagen (Emporen, Laufgang mit Fächerfenstern, Geschoss mit Lanzettfenstern) mit einer Rippenkuppel als Abschluss.

Außen wurden Strebepfeiler und -bögen, eine Zwerggalerie und ein Zeltdach errichtet. Der Förderverein Romanische Kirchen spricht vom "eigenwilligsten Bau der mittelalterlichen Kölner Architektur, der die Grenze zwischen den Epochen der Romanik und der Gotik markiert".

Im Zweiten Weltkrieg erfuhr die Kirche erhebliche Kriegsschäden, die von 1945 bis 1985 beseitigt wurden. Rund um das Jahr 839 entstand ein Stift an der Kirche. Im frühen 9. Jahrhundert wurde der heilige Gereon als Patron der Kirche genannt. Seit 1121 werden dessen Gebeine in der Kirche verehrt.


St. Gereon in Köln / © Biallas (DR)
St. Gereon in Köln / © Biallas ( DR )