Eröffnung des Liborifestes in Paderborn

"Steigerungswahn hat Grenze erreicht"

Erzbischof Hans-Josef Becker hat sich bei der Eröffnung des Libori-Festes im Paderborner Dom gegen Perfektionsstreben in der Gesellschaft gewandt. "Die Erfahrungen der letzten fünf Monate haben uns erkennen lassen, wie sehr wir gefährdet sind."

Paderborner Dom / © Andreas Kühlken (KNA)
Paderborner Dom / © Andreas Kühlken ( KNA )

"Libori 2020 ist ganz anders als sonst. Dennoch feiern wir das Hochfest unseres Diözesanpatrons bewusst in der Tradition unserer Bistumsgeschichte." Mit diesen Worten brachte Erzbischof Hans-Josef Becker auf den Punkt, wie die Corona-Pandemie die Feier des Libori-Triduums und dessen Auftakt am Samstagnachmittag veränderte: Rund 130 Gläubige konnten die Erhebung der Reliquien des Schutzpatrons von Erzbistum, Dom und Stadt Paderborn in der Kathedralkirche unmittelbar mitfeiern, weitere waren in den Paderborner Innenstadtkirchen und im Live-Stream mit dabei. Corona-gemäß erklang der traditionelle Libori-Tusch, während der Libori-Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius in den Hochchor getragen wurde.

"Die Erfahrungen der letzten fünf Monate haben uns erkennen lassen, wie sehr wir gefährdet sind. Wir stehen an einer Schwelle, wo unser Steigerungswahn des Immer-höher, -tiefer, -mehr, -weiter und -schneller eine Schallgrenze erreicht hat", betonte Erzbischof Becker in seiner Einführung. "Gegen den Unendlichkeits- und Perfektionswahn leuchtet das Leitwort des Libori-Festes 2020 ‚Et in terra pax – Friede auf Erden‘", bekräftigte der Paderborner Erzbischof. Das Leitwort sei eine Verheißung Gottes und eine Bitte an Gott. "Wir empfehlen uns der Fürsprache des heiligen Liborius und eröffnen in der Zuversicht des Glaubens das denkwürdige Libori-Fest 2020."

Zu Beginn hatte der Paderborner Erzbischof einen besonderen Gruß an Bischof Yves Le Saux und die Gläubigen im Bistum Le Mans in Frankreich gerichtet, die aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht beim Libori-Fest dabei sein konnten. "Wir können in diesem Jahr erstmals Libori nicht feiern, wie wir es sonst gewohnt sind, und auch nicht, wie es Generationen vor uns gewohnt waren", stellte Erzbischof Becker fest.

Botschaft von Bischof Le Saux

Mit einer Video-Botschaft grüßte Bischof Yves Le Saux aus dem Paderborner Partnerbistum Le Mans in Frankreich die Gottesdienstgemeinde. Er betonte als Nachfolger des heiligen Liborius auf dem Bischofsstuhl der Diözese Le Mans den bestehenden "Liebesbund ewiger Bruderschaft" zwischen dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Le Mans: "Dieser wichtige Bund ist in unseren Herzen so tragend und bringt unsere kirchliche Verbundenheit zum Ausdruck. Er übersteigt Zeit und Geschichte", versicherte Bischof Le Saux.

Im Hinblick auf das Leitwort des diesjährigen Liborifestes betonte Bischof Yves Le Saux, dass der Frieden seine Quelle und sein Fundament in der Brüderlichkeit habe, die zwischen den beiden Diözesen Paderborn und Le Mans gelebt werde. Zum Abschluss seiner Botschaft wünschte der französische Bischof: "Möge dieser Liebesbund ewiger Freundschaft wie eine Wurzel sein, die aus uns Friedensstifter macht".

Erhebung der Reliquien

Mit den lateinischen Worten "Procedamus in nomine Domine" – "Brechen wir auf im Namen des Herrn!” – eröffnete Erzbischof Hans-Josef Becker dann die festliche Prozession, in der die Reliquien des heiligen Liborius aus der Domkrypta in den Hochchor der Paderborner Bischofskirche geleitet wurden. Das Metropolitankapitel zog mit Erzbischof Hans-Josef Becker, Generalvikar Alfons Hardt und Dompropst Monsignore Joachim Göbel in die Krypta des Domes. Wie in jedem Jahr zur Eröffnung des Libori-Festes war Gänsehaut garantiert, wenn auch diesmal unter besonderen Corona-Bedingungen: Zu den Klängen des Libori-Tuschs wurde der vergoldete Schrein mit den Reliquien des Patrons des Erzbistums, des Domes und der Stadt durch die Mitte der Gottesdienstteilnehmer im Dom getragen und von den Schreinträgern im Hochchor aufgestellt. Der Tusch wurde mit Abstand von weniger Bläsern intoniert, auch bei den Schreinträgern waren Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Mit der anschließenden Pontifikalvesper war das Libori-Fest 2020 offiziell eröffnet.

Libori-Tusch

Während der Schrein aus der Krypta erhoben und dann durch das Seitenschiff und den Mittelgang, der von Schützen gesäumt war, zum Altarraum getragen wurde, ertönte dreimal der von Bläsern des Bahnsozialwerk Blasorchesters vorgetragene Libori-Tusch aus dem Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Musiker wurden geleitet von Andreas Steins. Bis zur Rückführung des Schreins am Dienstag werden die Reliquien des heiligen Liborius im Hochchor zur Verehrung durch die Gläubigen bleiben.

Pontifikalvesper

Die nach der Prozession übliche Verehrung der Reliquien fand aufgrund der Pandemie in angepasster Form statt: Der Schrein wurde mit Weihrauch inzensiert und der Erzbischof verehrte ein ihm gereichtes Reliquiar mit Reliquien des Bistumspatrons. In der traditionellen lateinischen Pontifikalvesper musste ebenso auf den Gesang durch die Gemeinde verzichtet werden, eine kleine Besetzung des Paderborner Domchores sang im Hochchor, der Gemeindegesang wurde von einer Schola auf der Empore im Westchor des Gotteshauses übernommen. Die Pontifikalvesper endete mit dem Segen des Erzbischofs. Erzbischof Becker stand dem Vesper-Gottesdienst als Offiziant vor, Generalvikar Alfons Hardt und Dompropst Monsignore Joachim Göbel assistierten.

Im Anschluss an die Pontifikalvesper zog Erzbischof Becker begleitet von Mitgliedern des Metropolitankapitels durch das Paradiesportal aus der Kathedralkirche aus. Vor dem Paradiesportal hatten sich einige Menschen versammelt.

(Thomas Throenle/Erzbistum Paderborn)


Der Libori-Schrein ganz nah / © Bea Steineke (DR)
Der Libori-Schrein ganz nah / © Bea Steineke ( DR )

Erzbischof Hans-Josef Becker (DR)
Erzbischof Hans-Josef Becker / ( DR )
Quelle:
KNA
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