Solidaritätsgottesdienst aus der Propsteikirche St. Gertrud von Brabant in Bochum-Wattenscheid

Dritter Adventssonntag

domradio übertrug am dritten Adventssonntag den Gottesdienst aus der Propsteikirche St. Gertrud von Brabant in Bochum-Wattenscheid. Hauptzelebrant war Bischof Dr. Felix Genn, der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat.

 (DR)

"Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel." So beginnt ein afrikanisches Gebet. Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Freude öffnet, Freude bewegt, Freude will sich mitteilen. Freude hat verwandelnde Kraft. Der dritte Adventssonntag ist der Sonntag der Freude. Die Ankunft des ersehnten Messias steht bevor - Freude bricht sich Bahn. Freude will zum Grundton unseres Lebens werden, uns erneuern, durch uns die Welt erneuern. Vorfreude, die Freude auf den Kommenden, hat mich ergriffen. Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel - und der Himmel öffnet sich.


Wortgottesdienst

Erste Lesung
Seit der Wiederherstellung des Tempels nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil ist Jerusalem Stadt des Lichts, eines Lichts, das Gott selbst ist. Dennoch sind die Verhältnisse unter der Stadtbevölkerung noch nicht so, wie sie sein sollten. Die Kluft zwischen Armen und Reichen wird größer. In dieser Situation geht von der Stadt des Lichts die Lichtbotschaft aus: ein Gnadenjahr des Herrn wird ausgerufen, in dem die Verhältnisse zugunsten der Armen und Unterdrückten erneuert werden. Die Lichtstadt selbst - Jerusalem -  ist die Freudenbotin und der Ort, an dem Gerechtigkeit Raum greifen wird. Seine Botin bekleidet Gott mit Gewändern des Heils und mit einem Mantel der Gerechtigkeit: Jetzt wird ihr das Einstehen für gerechte Verhältnisse zur zweiten Haut.

Zweite Lesung
Die Zeit des Wartens auf die Wiederkunft Christi ist eine Zeit aktiver Erwartung, sie will gestaltet sein. Paulus nennt Richtlinien, die dafür unbedingt zu beachten sind: den Geist nicht auslöschen, prophetisches Reden nicht verachten, alles prüfen und das Gute behalten, das Böse in jeder Gestalt meiden - dies alles dient dazu, offen zu bleiben und in Bewegung auf das Kommen des Herrn hin. Paulus weiß auch um die Grundlagen, die das Leben in der Ausrichtung auf den Messias Jesus tragen: die Freude, das Gebet, der Dank.

Evangelium
Noch einmal begegnen wir Johannes dem Täufer als Rufer in der Wüste. Wer bist du? Im Johannes-Evangelium spitzt sich alles zu auf die Frage nach der Identität des Täufers: Wer bist du, mit welcher Vollmacht tust du, was du tust? Auf die bohrenden Fragen der offiziellen Religionsvertreter, die ihn in der Wüste aufsuchen, antwortet Johannes, indem er sich mit der Stimme, die in der Wüste ruft, identifiziert. Er ist die Stimme. Mit seinem Selbstzeugnis durchbricht Johannes den Erwartungshorizont der religiösen Autoritäten: Er ist nicht Elija, nicht der Messias, nicht der Prophet. Auch der, für den er Zeugnis ablegt, geht über diese Kategorien hinaus und erfüllt sie gerade so in ungeahnter Weise: Der, der kommen und mit heiligem Geist taufen wird, ist das Wort des Anfangs, das Leben, das wahre Licht, das die Menschen erleucht.

Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel
Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert und ich freue mich am Licht.
Deine Sonne hat den Tau weggebrannt
vom Gras und von unseren Herzen.
Was da aus uns kommt, was da um uns ist
an diesem Morgen, das ist Dank.

Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und Engel singen und ich jubiliere auch.
Das All und unsere Herzen sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Die Sonne brennt meine Haut, ich danke.
Das Meer rollt gegen den Strand, ich danke.
Die Gischt klatscht gegen unser Haus, ich danke.
Herr, ich freue mich an der Schöpfung
und dass du dahinter bist und daneben
und davor und darüber und in uns.

Ich freue mich, Herr, ich freue mich und freue mich.
die Psalmen singen von deiner Liebe,
die Propheten verkündigen sie
und wir erfahren sie:
Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt
ist jeder Tag in deiner Gnade.

Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr!
Amen.

Aus Westafrika

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)