Silvesterpredigten und Neujahrsbotschaften der Bischöfe

Mit Gott im Mittelpunkt ins neue Jahr

Joachim Kardinal Meisner hat in seiner Silvesterpredigt davor gewarnt, den Bezug zu Gott zu verlieren und falschen Göttern zu folgen. Den Hunger und Durst des Menschen nach ewiger Glückseligkeit könne nur Gott stillen, sagte der Kölner Erzbischof in dem am Mittwochabend von domradio.de übertragenen Pontifikalamt im Kölner Dom. Auch andere Repräsentanten der evangelischen und katholischen Kirche riefen in ihren Silvesterpredigten und Neujahrsbotschaften dazu auf, Gott in den Mittelpunkt von Hoffnungen und Sehnsüchten zu stellen.

 (DR)

Gleichzeitig unterstrichen sie die Verantwortung der Christen für den Frieden und die Beseitigung von gesellschaftlichen Missständen. Der Aachener Bischof stellte die Ökumene in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner warnte in seiner Silvesterpredigt davor, den Bezug zu Gott zu verlieren und falschen Göttern zu folgen. Den Hunger und Durst des Menschen nach ewiger Glückseligkeit könne nur Gott stillen, sagte Meisner am Mittwochabend im Kölner Dom laut Predigttext. Wenn die Sehnsucht nach Gott von ihrem Zielpunkt abgeschnitten werde, pervertiere sie zu Habsucht, Ehrsucht und Genusssucht, beklagte Meisner. Die Folge davon seien Prostitution, Alkoholismus und Drogensucht. Auch Kriege und Terrorismus hätten ihre Wurzeln im Denken und Handeln des Menschen, der seinen Bezug zu Gott verloren habe.

Zollitsch: Haben moralischen Gleichgewichtssinn verloren
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat in einem Jahresschlussgottesdienst beklagt, dass vielen Menschen in Deutschland der "moralische Gleichgewichtssinn verlorenen gegangen zu sein scheint". Nicht nur die Finanz- und Bankenkrise bringe zum Ausdruck, dass nicht Wenige an "ethischen Schwindelanfällen" litten, sagte Zollitsch an Silvester im Freiburger Münster. Es sei bedrückend, wenn ein nicht geringer Teil der Bevölkerung die Auffassung vertrete, menschliches Leben dürfe unter bestimmten Umständen getötet werden.

Der Freiburger Erzbischof kritisierte die Verschiebung des Stichtags für den Import embryonaler Stammzellen durch den Bundestag und bedauerte, dass die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens nicht mehr allgemein anerkannt werde. Zugleich sagte er, ethische Maßstäbe seien keine Fesseln des Fortschritts, "sondern Schlüssel für das wahre Menschsein". Die Christen sollten unermüdlich dazu beitragen, dass die jedem Menschen von Gott geschenkte Würde hochgehalten und geschützt werde, wo immer sie angetastet zu werden drohe.

Nach den Worten des Erzbischofs herrscht eine Zeit, die mehr und mehr von Extremen gekennzeichnet sei, so etwa, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer würden. Zugleich forderte er, dass die Menschenrechte weltweit durchgesetzt werden müssten. "Es ist höchste Zeit, den Hungernden und Armen in der Welt Achtung entgegenzubringen und sie in ihrer Menschenwürde ernst zu nehmen", so Zollitsch. Er rief die Christen zum Kampf gegen "materielle und sittliche Not" bei sich vor Ort wie auch in der ganzen Welt auf. Es gelte, die Zukunft gemeinsam aktiv und innovativ zu gestalten.

Schneider: Auch das Jahr 2009 wird ein 'anno domini'
Die Hoffnung auf Gott als Wegbegleiter löse den Bann, "in den viele Menschen durch Angst und Sorge geschlagen" würden, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, in seiner Neujahrsbotschaft. "Was immer für düstere Prognosen und noch düsterere Erwartungen auf dem kommenden Jahr liegen - auch das Jahr 2009 wird ein 'anno domini' sein, ein Jahr des Herrn." Diese Hoffnung mache zwar nicht unverwundbar gegen Sorge und Angst, erklärte der Präses. Doch im Wissen darum, dass unser Tun andere Menschen die Nähe Gottes spüren lassen könne, "sollen wir anpacken, wo es gilt, Not zu lindern und Missstände zum Guten zu wenden".

Der Paderboner Erzbischof Hans-Josef Becker betonte die Zusammengehörigkeit von christlichem Glauben und Friedenseinsatz. Ein Glaube, dem kein beherztes Engagement für den Frieden folge, sei unglaubwürdig, sagte Becker im Silvestergottesdienst am Mittwochabend im Paderborner Dom. Das Erreichen des Weltfriedens hänge aber auch davon ab, "ob wir Menschen überhaupt noch an so etwas wie Rettung und Erlösung glauben". Für Christen sei der Dienst am Frieden unteilbar und solle sich sowohl in der Sprache als auch in Taten zeigen.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat in seiner Silvesterpredigt die gegenwärtige Stimmung zwischen katholischer und evangelischer Kirche als "eher gedämpft als froh und freudig" bezeichnet. Doch gebe es keinen Grund zu Pessimismus, erklärte der Bischof am Mittwoch im Aachener Dom laut Pressemitteilung. Die Krise der Ökumene sei nicht etwa das Zeichen ihres Misserfolges, sondern im Gegenteil das Ergebnis ihres überwältigenden Erfolges. "In dem Maße nämlich, in dem wir einander näher gekommen sind, spüren wir umso schmerzhafter, ja unerträglicher das, was uns trennt", erklärte der Bischof.