Reliquien des Bistumspatrons in die Krypta des Hohen Domes zurückgeführt

Libori-Tusch zum Abschluss

Mehrere tausend Gläubige im und rund um den Hohen Dom zu Paderborn haben am Dienstagnachmittag den Abschluss des Libori-Triduums mitgefeiert. Alle Videos des Triduums hier!

Triduum beendet (Erzbistum Paderborn)

Nach der Festandacht mit Erzbischof Hans-Josef Becker und zahlreichen bischöflichen Gästen wurde der vergoldete Silberschrein mit den Reliquien des heiligen Liborius in einer Prozession um die Bischofskirche herum zurück in die Domkrypta getragen. Erzbischof Hans-Josef Becker und Weihbischof Manfred Grothe segneten auf dem Weg der Prozession durch die dicht gedrängt stehende Menschenmenge zahlreiche Kinder und auch Erwachsene.

Nach dem sakramentalen Segen des Erzbischofs am Ende der Festandacht bildete sich die festliche Prozession, an der die bischöflichen Gäste aus der Weltkirche, das Metropolitankapitel, Priester, Diakone, Vertreter der Ordenschristen und Laien teilnahmen. Mit dem Reliquienschrein zog die Prozession über den Marktplatz und den kleinen Domplatz durch die Gassen des „Libori-Pottmarkts“ zur Krypta des Hohen Domes. Dabei segneten Erzbischof Hans-Josef Becker und Weihbischof Manfred Grothe viele Kinder und auch Erwachsene. Auch Menschen mit einer Behinderung wurden während der Prozession von den Bischöfen gesegnet. Erzbischof Becker und Weihbischof Grothe wechselten auch immer wieder einige Worte mit Menschen, die den Weg der Prozession säumten.

Zu Beginn und am Schluss der Prozession erschallte, wie bereits bei der Reliquien-Erhebung am vorausgegangenen Samstag, der Libori-Tusch, gespielt von Bläsern des Bahnsozialwerk Blasorchesters unter der Leitung von Andreas Steins. Während der Prozession kam es immer wieder zu spontanem Applaus, als der Reliquienschrein und die Bischöfe vorbei zogen. Im Anschluss an die Prozession wurden die Reliquien des Bistumspatrons in der Krypta des Hohen Domes beigesetzt.

Der feierliche Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von der Domkantorei und dem Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Berning und von Domorganist Tobias Aehlig an der Orgel des Hohen Domes.

Der Abschluss des Triduums mit der Rückführung des Reliquienschreins des Bistumspatrons markiert die „Halbzeit“ des Libori-Festes. Unter dem diesjährigen Leitwort des Liborifestes "Sucht mich, dann werdet ihr leben." (Am 5,4) werden noch bis Sonntag täglich Pontifikalämter im Hohen Dom gefeiert. Im Hochchor des Domes wird dann eine silberne Büste des heiligen Liborius aufgestellt sein, die ebenfalls Reliquien des Paderborner Dom-, Bistums- und Stadtpatrons enthält.

Pontifikalamt mit dem Landvolk

Paul Josef Kardinal Cordes, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum" und ehemaliger Weihbischof in Paderborn, hatte am Dienstagmorgen das traditionelle Pontifikalamt mit dem Landvolk gefeiert. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde der gebürtige Kirchhundemer herzlich von Erzbischof Hans-Josef Becker "in der Heimat" begrüßt. In seiner Predigt rief Kardinal Cordes die Gläubigen dazu auf, sich die Frage zu stellen, wie es um das eigene Gottesbild und Gottesverhältnis bestellt sei. Das diesjährige Leitwort des Libori-Festes "Sucht mich, dann werdet ihr leben" (Am 5,4) fordere zu diesen Fragen geradezu heraus.

In den letzten 50 Jahren habe sich das Gottesbild der Menschen stark gewandelt, stellte der Gast aus Rom in seiner Predigt fest. Mehr noch: "Wer beim Menschen genau zuschaut, muss feststellen: Bei manchen ist die Vorstellung von Gott nicht nur anders geworden, sondern ihre Konturen haben sich aufgelöst." Ursache dafür sei zum Beispiel eine Vielzahl von Ersatzmöglichkeiten, die Gott verdeckten. "Wir brauchen ihn kaum noch gegen die Widrigkeiten des Alltags", so Kardinal Cordes. "Kranken- und Reiseversicherungen, Vollkasko für das Auto und Schadens-Erstattungen bei Brand und Diebstahl sind an seine Stelle getreten." Hinzu kämen "interessierte Kreise, die Gott direkt bekämpfen", sowie eine Öffentlichkeit, die ihn für Schmerz und Leid der Welt verantwortlich mache.

Wer aber das Libori-Leitwort "Sucht mich, dann werdet ihr leben" wirklich ernst nehme, schließe sich nicht naiv den Gewohnheiten und der Orientierung der öffentlichen Meinung an, fuhr der ehemalige Paderborner Weihbischof fort. Die Kultur Europas bleibe nur dann christlich geprägt, wenn diese Prägung mehr sei als Routine oder gesellschaftliche Fassade: "Man geht nur bei Lust und Laune sonntags zur Messe, statt dass die Eucharistiefeier zu unserer Pflicht, zur eisernen Glaubensration gehört." Auch das Bußsakrament solle im Glaubensleben wieder einen Stellenwert bekommen, ebenso das gemeinsame Gebet zu Hause.

Zum Abschluss seiner Predigt würdigte Kardinal Cordes den heiligen Niklaus von Flüe, den Schutzpatron der Katholischen Landvolkbewegung (KLB), der das Wort "Sucht mich, dann werdet ihr leben" wie kaum ein anderer Mensch ernst genommen habe. Dabei sei seine Lebensgeschichte eigentlich ein Ärgernis, so Kardinal Cordes: Im Alter von 50 Jahren habe Niklaus als wohlhabender Bauer, Soldat und Familienvater Haus und Hof verlassen, um künftig als Einsiedler zu leben und Gottes Antlitz zu suchen. Gerade auf diese Weise habe er aber schnell große Anziehungskraft entfaltet und sei von seinen Landsleuten in politischen Angelegenheiten um Rat gefragt worden. Durch seine Vermittlung habe sogar ein Bürgerkrieg in der Schweiz verhindert werden können.

"Tiefer menschlicher Glaube ist immer ein Gewinn für Erde und Himmel, für Gesellschaft und Kirche", schloss der Kardinal. "Das gilt nicht nur allgemein, sondern gerade dann, wenn wir versucht sind, im konkreten Leben die Umarmung durch die Welt der Hinwendung zu Gott vorzuziehen."


Mehr zum Thema