Pontifikalrequiem im Kölner Dom

Allerseelen

domradio.de übertrug an Allerseelen das Pontifikalrequiem aus dem Kölner Dom live in Bild und Ton. Zelebrant und Prediger war der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner.

 (DR)

Es singt das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich. Sie hören die Missa pro Defunctis von Cristóbal de Morales. Zum Einzug erklingt das Requiem aeternam von de Morales.

Immer schon hat der Umgang mit den Toten viel ausgesagt über Charakter und Wesen einer Zivilisation. Darum sind die rasanten, einschneidenden Veränderungen heutiger Bestattungskultur höchst aufschlussreich. Zweimal haben sich die deutschen Bischöfe in den letzten Jahren (1994 und 2005)  hierzu an die Öffentlichkeit gewandt. Neue Formen müssen nicht von vornherein fragwürdig sein. Ein pietätvoller Umgang mit den Toten, ihr namentliches Begräbnis - das ja von alters her auch als eines der leiblichen Werke der Barmherzigkeit gilt - und ihr ehrendes Gedenken sind und bleiben unverzichtbare Bestandteile einer christlichen Lebenskultur. Der Allerseelentag gibt Jahr für Jahr Gelegenheit, mit der liebevollen Erinnerung an die Toten das Bekenntnis zu unserer Hoffnung auf ihre - und unser aller - Auferstehung zu verbinden.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
Ijob ist die Gestalt des Leidenden schlechthin. Alles hat er verloren: Gesundheit, Kinder, Hab und Gut. Und doch, dem Rat seiner Frau zum Trotz wendet er sich von Gott nicht ab. Ja, inmitten der Klage blitzt eine neue Hoffnung auf. Über den Trümmern seines zerstörten Lebens wird Ijob Gott, seinen Erlöser, für immer schauen. Präzise ist hier der Grund aller Hoffnung formuliert, die aus dem Glauben kommt: Sie kommt nicht aus eigener Kraft und eigenem Vermögen. Hoffnung gründet sich außen: Gott selbst ist es, der Rettung bringt, nur er. Er lebt, als Erster und als Letzter, jenseits aller Not und doch berührt von ihr. So wird Leid nicht erklärt. Doch es gibt einen stichhaltigen Trost in allem Leiden, im Scheitern und im Tod.

Zweite Lesung
Viel zu sehr haben wir uns an die Worte der Schrift gewöhnt, spüren nicht mehr das ungeheuerlich Große, das sie vom Menschen sagt! Gott wohnt in uns mit seinem Geist. So nah ist er uns gekommen, dass wir seine Kinder, seine Erben sind, Verwandte und Vertraute, die sich nicht mehr fürchten müssen. Aber auch der Schöpfung als Ganzer gilt das verheißene Heil. Auch sie soll befreit werden zur Herrlichkeit und Gotteskindschaft. Das Seufzen, die Geburtswehen, die Verlorenheit der Schöpfung - wie konkret erfahren wir doch diese Not in der fortschreitenden Zerstörung der Natur heute. Die enge Verbindung, die Paulus hier herstellt zwischen dem Heil des Menschen und der Rettung der Schöpfung, unterstreicht unsere Verantwortung. Es wird das eine nicht ohne das andere geben.

Evangelium
Wo die Rede auf das ewige Leben kommt, jenes Leben in Endgültigkeit nach dem Tod, geraten wir in Sprachnot. Jesus redet in tröstlichen Bildern: von den Wohnungen im Haus des Vaters, dem Platz, den er uns vorbereitet hat und an den er uns holen wird. Aber letztlich geht es nicht um einen Ort, nicht um ein "Wo?", sondern um ein "Wer?" und ein "Mit wem?", nicht um einen Raum, sondern um eine Beziehung. Wir sollen dort sein, wo Jesus ist. Um ihn geht es und er selbst ist Weg, Wahrheit und Leben. Mit dem Aufruf zum Glauben gleich im ersten Vers ist deshalb alles Erforderliche gesagt. Wer Jesus kennt, wer an ihn glaubt, hat schon jetzt einen Vorgeschmack dessen, was bleibt.