Pontifikalamt und Prozession durch die Altstadt - Videos und Bildergalerien

Seit 735 Jahren: Fronleichnam in Köln

Mit Gottesdiensten und farbenfrohen Prozessionen haben am Donnerstag Katholiken in Deutschland Fronleichnam begangen. In Köln haben tausende Gläubige am Pontifikalamt und an der Prozession teilgenommen.

Prozession und Statio an der Minoritenkirche (DR)
Prozession und Statio an der Minoritenkirche / ( DR )

Der Kölner Weihbischof Manfred Melzer betonte in seiner Predigt die gemeinschaftsbildende Kraft der Eucharistie und die Verpflichtung aller Christen, gegen Armut und Ungerechtigkeit anzukämpfen. In München feierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, einen Gottesdienst auf dem Marienplatz. Anschließend fand wie in vielen Städten in der Bundesrepublik eine Prozession mit tausenden Gläubigen durch die Innenstadt statt.

Marx sagte in seiner Predigt, Fronleichnam erinnere daran, dass Jesus Christus das "große Geschenk Gottes" sei. Dieser Gedanke der Gabe und der Unentgeltlichkeit wende sich "gegen die Logik des Geldes und eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche". Die Liebe, die Familie und viele weitere zentrale Erfahrungen des Menschen seien "nicht Erfahrungen, die wir kaufen können", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

"Die Anbetung Gottes - so kann man etwas überspitzt sagen - führt zur klassenlosen Gesellschaft, nicht Revolution, Gewalt oder Enteignung: das Bewusstsein, dass wir alle arm, dass wir alle Bettler sind vor Gott", erklärte der Erzbischof von München und Freising. Fronleichnam sei ein Fest gegen die "Versuchung, Erinnerungsdaten aufzugreifen, um sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, um Politik zu machen, um bestimmte Botschaften zu vermitteln und damit manchmal auch die Geschichte zu verfälschen".

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte, Fronleichnam mit seinen Prozessionen zeige, dass Gott mit den Menschen gehe und ihnen im Alltagsleben beistehe. Dies gelte sowohl auf den Straßen, in den Familien, in den Schulen, aber auch in den Krankenhäusern und Gefängnissen. Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann betonte, dass Menschen durch die Kommunion-Gemeinschaft mit Christus auch zur Gemeinschaft mit dem Nächsten gedrängt würden.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen warnte davor, den Schwund bei der Mitfeier der Sonntagsmesse resigniert hinzunehmen. Denn die Kirche sei im Kern Eucharistie und werde von ihr her immer wieder neu aufgebaut. Der Kölner Weihbischof Manfred Melzer betonte die Pflicht aller Christen, gegen Armut und Ungerechtigkeit anzukämpfen. Der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe rief die Menschen zu verstärktem sozialen Engagement auf. Notwendig sei mehr direkte Hilfe für Mitmenschen, die materielle oder seelische Not litten.

Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name leitet sich ab aus dem Althochdeutschen "fron" für "Herr" und "lichnam" für "Leib" und bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi". Damit wollen die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie erinnern. Papst Urban IV. führte Fronleichnam 1264 als allgemeines Kirchenfest ein, 1317 legte Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag fest. Die heutige Sinngebung des Festes geht vom Bild des "wandernden Gottesvolks" aus, dessen Mitte Christus, das "Brot des Lebens", ist.