Pontifikalamt im Kölner Dom

Pfingstsonntag

domradio.de überträgt am Pfingstsonntag live ab 10 Uhr in Bild und Ton das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Predigter ist Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Es singen der Mädchenchor am Kölner Dom und Mitglieder des Gürzenich-Orchesters Köln. Die Orgel spielen Winfried Bönig und Natalie Richter.

 (DR)

Das Wochenfest Schawuot, sieben Wochen nach Pessach, war ursprünglich ein Erntefest. Später wurde es zur Erinnerung an die Offenbarung Gottes und den Bundesschluss am Sinai gefeiert. Zu diesem Fest sind auch die Jünger und Jüngerinnen in Jerusalem versammelt. Und wie die Gottesoffenbarung am Sinai von Blitzen, Donnern, Erdbeben, Hörnerschall und Rauch begleitet ist, die Macht und Gewalt Gottes anzeigen und das Volk in respektvollem Abstand halten, so kommt auch hier der Geist mit auffälligen Zeichen. So zeigt sich, wie der Geist ist: wie ein bewegender, ja mitreißender Sturm, wie reinigendes, erleuchtendes Feuer. Und was am Sinai nur Mose und Aaron möglich war, in die Nähe dieses Gottes zu gehen, ohne zu sterben, das geschieht nun allen. Der Geist kommt auf sie herab. Alle geraten in die Nähe Gottes, ohne zu sterben. Alle werden zu Prophetinnen und Propheten.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Wie beim Turmbau zu Babel sprechen die Jünger, auf die der Geist herabkommt, nun in verschiedenen Sprachen. Doch die Wirkung ist genau die umgekehrte: Führten die verschiedenen Sprachen dort zur Verwirrung, weil man einander nicht mehr verstand, so können diese Männer aus Galiläa sich untereinander verständigen, aber auch die fremden Bewohner Jerusalems, Migranten in der damaligen Zeit, können sie plötzlich verstehen, hören sie in ihrer Muttersprache das Evangelium verkünden. So zeigt sich eine wichtige Wirkung des Geistes: Er übersetzt, dient der Verständigung, der Einigung. Der Weg ist ungewöhnlich: Hier lernen nicht die Vertreter der Minderheit die Sprache der Mehrheit und passen sich an, sondern umgekehrt: Vertreter der Mehrheit kennen sich aus in der Sprache der Minderheit und machen damit den Kontakt möglich.

Zweite Lesung
In Korinth kommen Menschen ganz unterschiedlichen Charakters und Temperaments in der jungen Gemeinde zusammen. Es gibt Spannungen, wie sie auch heute in Gemeinden vorkommen: Welcher Stil, welche Aktivität, welche Theologie ist die richtige? Verschiedene Parteien versuchen sich durchzusetzen. Einige Gläubige haben außergewöhnliche Gaben wie zum Beispiel die Zungenrede. Sind andere, die diese Gabe nicht haben, weniger gute Christen? Paulus zeigt mit dem Bild des Leibes, der nur gesund ist, wenn die verschiedenen Glieder zusammenwirken, dass es nicht die eine richtige Richtung, nicht bessere oder schlechtere Gnadengaben gibt. Die Verschiedenheiten sind gut und vom Geist geschenkt. Die Gemeinde braucht sie. Wichtig ist nur, dass alle ihre Gabe nicht zur eigenen Profilierung gebrauchen, sondern sie in den Dienst der anderen stellen. Der eine Geist dient auch der Verständigung zwischen diesen Verschiedenheiten und verbindet sie zu einem Ganzen.

Evangelium
Was Lukas in einem Zeitraum von fünfzig Tagen entfaltet, ist im Johannes-Evangelium in einem einzigen Ereignis verdichtet. In der Erscheinung des Herrn vor den Jüngern zeigt sich ihnen die Wirklichkeit der Auferweckung. Der Auferstandene sendet sie und schenkt ihnen den Heiligen Geist, den er ja als Beistand versprochen hatte. Der Geist wird auch als Lebensatem verstanden. Wie Gott dem Menschen bei der Schöpfung den Lebensatem einhaucht, so haucht Jesus sie nun an. Sein Geist wird nun ihr Geist. Sein Leben wird ihr Leben. Seine Sendung wird nun ihre Sendung. Und wie Jesus die Menschen mit dem Vater versöhnt hat, so sollen nun sie mit der Kraft des reinigenden und heiligenden Geistes den Menschen die Sünden vergeben. Dabei geht es auch ganz konkret darum, dem anderen, der dem Jünger gegenüber schuldig geworden ist, zu vergeben.


Komm in unsere Mitte, Herr,
wenn wir aus Furcht vor den Menschen
hinter verschlossenen Türen sitzen;
kleingläubig die Argumente hin und her wenden,
von unseren Zweifeln nicht loskommen.

Lass uns deiner sicher werden,
dass wir wagen, die Türen zu öffnen
für alle, die Heimat brauchen;
hinausgehen zu denen,
die warten, dass einer sie finde.

Bleib uns nah, dass wir deinen Geist
nicht vergeblich empfangen haben:
den Geist, der nicht recht haben und behalten will,
der Schuld vergibt und vergisst,
der Geist, der lehrt, Leben zu teilen,
Frieden zu stiften.

Eleonore Beck

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)