Pontifikalamt aus dem Kölner Dom - Predigt als Video

Hochfest Allerheiligen

domradio übertrug an Allerheiligen das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Es zelebrierte und predigt der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner. In seiner Predigt nannte er das Allerheiligenfest "die große Gegenbewegung der
Kirche gegen den veruntreuten Himmel um der Erde und des Menschen willen".

 (DR)

Die Anfänge des Allerheiligenfestes reichen zurück bis ins 4. Jahrhundert. Die erste Form des Festes galt den Blutzeugen des Glaubens. Das Fest am 1. November, das nicht nur der Märtyrer, sondern aller Heiligen gedachte, kam im 8. Jahrhundert aus Irland und England auf das europäische Festland und fand dort rasch Verbreitung.

Was ist das eigentlich, ein Heiliger, eine Heilige? Für das Neue Testament sind alle Christinnen und Christen „Heilige": Durch Gottes Liebe, durch den Glauben und die Taufe haben sie Anteil an Gottes eigener Heiligkeit. Seit dem 2. Jahrhundert werden nur noch jene Gläubigen als Heilige bezeichnet, die ihr Christentum auf besonders herausragende, aufleuchtende Weise leben wie die Märtyrer und Märtyrerinnen, die für ihr Bekenntnis mit Leib und Leben einzustehen bereit waren. So sehr die individuelle Lebensgestaltung der Heiligen meditiert und gewürdigt werden soll, entscheidend ist nicht menschliche Leistung, sondern die Offenheit, die Durchlässigkeit des Menschen für Gottes Heiligkeit. Das Zweite Vatikanische Konzil betont zu Recht, dass persönliche Heiligkeit nicht nach Außerordentlichem, Spektakulärem verlangt, sondern im Alltag, in Familie und Beruf, durch Nächsten- und Gottesliebe gelebt wird.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
In einer Zeit schwerer Bedrängnis will die Offenbarung des Johannes den Gemeinden Mut machen: Die Täter, die jetzt triumphieren, wird der Herr zur Rechenschaft ziehen. Gott  bewahrt  jene, die mit ihrem Leben sein Leben bezeugt und dafür Ausgrenzung, Anfeindung und Leiden in Kauf genommen haben. Dies zeigt das Siegel auf ihrer Stirn an. Ihre Zahl ist nicht verschwindend klein, sondern beeindruckend groß. Von 144 000, also von zwölf mal zwölf mal 1 000 Treuen ist die Rede. Da Zwölf die Zahl der Fülle, der Vollständigkeit ist, ist hier eine überaus starke, eine weltumspannende, ja welttragende Gruppe gemeint. Aus jedem der zwölf Stämme Israels kommen 12 000 Menschen. Zu ihnen gesellen sich zahlreiche Gerechte aus den Völkern. Eine überwältigende Zahl, eigentlich eine unzählbare Schar. Und doch: Gott kennt sie. Er kennt ihre Namen und ihre Gesichter. Er sieht ihre Wege und Umwege, ihre Ängste und Zweifel, ihr Vertrauen, ihre Liebe und ihren Mut. Für Gott sind sie unverkennbar. Ein überwältigendes Bild der Hoffnung, gemalt in einer Situation, als es vernünftigerweise nichts zu hoffen gab.

Zweite Lesung
Als Christinnen und Christen haben wir nicht nur eine Gegenwart mit Gott, sondern auch eine Zukunft. Was in der Taufe an uns geschehen ist, wird erst in der Zukunft ganz offenbar werden. Wir sollen heilig sein wie der, der uns heiligt. Ein ungeheurer Anspruch! Und doch nichts, was unmöglich wäre. Schon jetzt hat uns Gott als Töchter und Söhne angenommen und bald werden wir „ihm ähnlich sein". Gottes Zusage können wir trauen.

Evangelium
„Anders leben, damit andere überleben." Die Menschen, die Jesus in der Bergpre-digt selig nennt, scheinen aus diesem Wort die Richtschnur ihres Lebens gemacht zu haben. In einer Welt, die materiellen, aber auch immateriellen Besitz vergöttert, wagen sie es, sich Gott mit leeren Händen zu nähern. In einer Gesellschaft, der Spaß und positives Denken über alles gehen, halten sie sich offen für einen anderen Trost. Wo Durchsetzungsfähigkeit als oberstes Erziehungsziel gilt, weigern sie sich, Menschen zu verletzen. Den Süchten ihrer Zeit setzen sie die Sehnsucht nach Gerechtigkeit entgegen. Von den Härten des Lebens lassen sie sich nicht verhärten. Sie heulen nicht mit den Wölfen und sie glauben nicht daran, dass der Mensch des Men-schen Wolf ist. Allerheiligen ist der rechte Tag, sich auf das Leben dieser Menschen zu besinnen.