Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Christi Himmelfahrt

domradio.de übertrug am Hochfest Christi Himmelfahrt das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof em. Klaus Dick. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling und Helena Wery. An der Orgel: Winfried Bönig

Christi Himmelfahrt (epd)
Christi Himmelfahrt / ( epd )

Christi Himmelfahrt verbinden viele Menschen mit den feuchtfröhlichen Ausflügen am Vatertag. Dabei steckt viel mehr dahinter. Das Ereignis hat die Beziehung Gottes zu den Menschen grundlegend verändert: Aus christlicher Sicht liegt das Geheimnis des menschlichen Lebens, der Wendungen und Rückschläge, Brüche und Neuanfänge in Gottes Hand. Jesus Christus selbst erlebte vor seinem Tod den Abstieg schlechthin: Verurteilung, Demütigung, Kreuzigung. Doch was folgte, war seine Auferstehung und die Himmelfahrt.

Laut dem Katechismus der Katholischen Kirche feiert diese 40 Tage nach Christi Auferstehung zum Osterfest die Himmelfahrt Christi als den "endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in die göttliche Herrlichkeit". Dies wird im biblischen Sprachgebrauch durch die Rede von der Wolke und vom Himmel ausgedrückt. Was zunächst abstrakt klingt, wurde insbesondere im Mittelalter und in einigen Regionen Süddeutschlands und Österreichs bis heute ganz realistisch dargestellt. Während der Festgottesdienste wurde die Christusfigur ins Kirchendach hinaufgezogen und entzog sich langsam den Blicken der Gläubigen.

Kein physikalischer Vorgang

"In manchen Köpfen geistert noch immer die Vorstellung von der Himmelfahrt als physikalischem Vorgang herum", sagt der Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke, nach dem Motto: "Jesus steigt einige Kilometer weit auf in die Lüfte, bis er hinter dem Wolkenvorhang verschwindet". Dabei sind schon die Jünger in der Apostelgeschichte eines Besseren belehrt worden. "Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?" (Apg 1, 10).

Jesus selbst hatte vor seiner Himmelfahrt angekündigt, dass die Jünger in wenigen Tagen die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und zu seinen Zeugen würden bis an die Grenzen der Erde. Somit veränderte sich auch ihre Beziehung zu Gott. Jesus, der nach der Auferstehung seinen Jüngern erschienen war, versprach ihnen: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 20). "Das ist kein dahergesagteer Trost", so der Dogmatiker Menke. "Durch die versprochene Sendung des Heiligen Geistes kann der zum Vater Erhöhte jedem Gläubigen inwendiger sein als dieser sich selbst", erklärt der Theologe.

Pfingstfest in Aussicht

Das seit dem 4. Jahrhundert bezeugte Fest Christi Himmelfahrt weist also bereits auf das zehn Tage später stattfindende Pfingstfest hin - dem Abschluss des Osterfestkreises, bei dem der Heilige Geist auf die Erde kommt. Für die Gläubigen bedeutet dies, dass sie Christus nachfolgen sollen in seinem Wirken. Anselm Grün warnt dabei jedoch vor falsch verstandenem Ehrgeiz: "Wir möchten alle gerne aufsteigen - emporklettern auf der Karriereleiter, emporklettern auf der spirituellen Leiter, empor zu immer mehr Selbstvertrauen, zu größerer Bewusstseinserweiterung, zu wachsender spiritueller Erfahrung." Das christliche Paradox bestehe aber gerade darin, dass man durch das Hinabsteigen aufsteige. "Indem wir hinabsteigen in den eigenen Dreck, in den Schmutz unserer Schuld, in den Staub unserer Angst, in die Dunkelheit unserer Traurigkeit und Depression, steigen wir auf zum Himmel." 

Angesichts der heutigen Leistungsgesellschaft mag die Logik des Aufstiegs durch Abstieg für viele Menschen widersinnig klingen. Wer Karriere machen will - sei es zum Spitzenpolitiker, Profifußballer oder zum Medienunternehmer - hält sich lieber an die Maßstäbe "schneller, höher, weiter". Somit ist das Fest Christi Himmelfahrt aktueller denn je. Denn dadurch ist jeder Einzelne aufgerufen, eben nicht abzuheben, sondern die eigenen Ambitionen im beruflichen wie im privaten, aber auch spirituellen Leben immer wieder zu erden und nicht auf Kosten anderer durchzusetzen. (Claudia Zeisel/KNA)