Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Ostermontag

domradio.de übertrug am Ostermontag aus dem Hohen Dom zu Köln das Pontifikalamt mit Weihbischof Rainer Woelki. Die musikalische Gestaltung lag bei der Domkantorei Köln, es spielten die Bläser der Kölner Domkapelle unter der Leitung von Winfried Krane. An der Orgel hörten Sie Winfried Bönig. Zu Beginn sang die Gemeinde das Lied "Gelobt sei Gott" aus dem Gotteslob mit der Nummer 218.

 (DR)

Die Botschaft des Glaubens erschließt sich den Jüngern nur in Schritten. Dabei schält sich nach und nach in der Predigt eine Grundstruktur heraus: Jesus hat verkündet, dass das Reich Gottes nah sei. Gott hat ihn dabei durch Zeichen wie Heilungen beglaubigt. Dann wurde er gekreuzigt. Das schien all seinen Behauptungen und der Hoffnung der Jünger unrecht zu geben, denn es wirkte wie ein Zeichen der Verwerfung durch Gott. Aber dann haben die Jüngerinnen und Jünger die größtmögliche Beglaubigung Jesu durch Gott erfahren - seine Auferweckung. Und im Rückblick auf die Tradition ließ sich nun auch die Kreuzigung neu verstehen: nicht als Ablehnung durch Gott, sondern als stellvertretendes Leiden für die Menschen. Daraus erkannten die Menschen um Jesus, wie sehr Gott sie liebt. Doch diese Deutung hängt an der Auferweckung und damit am Zeugnis derer, die sagen, dass ihnen der Herr lebend erschienen sei. Auf ihr Zeugnis stützt sich unser Glaube bis heute.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
In seiner allerersten Predigt, gleich nach der Sendung des Geistes, spricht Petrus zu den Bewohnern Jerusalems. Zunächst spielt er auf ihre Nähe zum Geschehen an: Vor euch hat Gott Jesus durch Zeichen beglaubigt, in eurer Mitte sind sie geschehen, ihr selbst wisst es. Bis hierher könnten sie sich geehrt fühlen. Aber dann: Ihr habt den ans Kreuz geschlagen, den Gott dann auferweckt und so als den Messias erwiesen hat. Ist das nicht die Steilvorlage für jeden christlichen Antijudaismus? Doch Petrus will gerade nicht, dass die Zuhörer, also auch wir, die Schuld auf eine bestimmte Gruppe abwälzen, sondern dass sie sich den eigenen Anteil, die eigene Verantwortung vergegenwärtigen. Dann greift er auf die Jerusalemer Tradition zurück, die hier das Grab Davids verehrt. In Psalmtexten, die David zugeschrieben werden, findet Petrus Hinweise darauf, dass das, was mit Christus geschehen ist, Gottes Heilsplan entspricht. Wer den eigenen Anteil an Schuld erkennt, soll und kann umkehren und am Heil teilhaben.

Zweite Lesung
Das Evangelium, die gute Botschaft, die uns rettet, wenn wir uns auf sie einlassen, muss unverfälscht bewahrt bleiben. Darauf legt Paulus, der aufgrund persönlicher Berufung und nicht durch die Beauftragung des Zwölferkreises zum Apostel geworden ist und seine Unabhängigkeit immer betont, großen Wert. Daher nimmt er einen Text auf, der auch für ihn schon Tradition ist, vermutlich handelt es sich um den ältesten uns überlieferten Auferstehungsbericht. Er fasst die Botschaft in wenigen Worten zusammen: gestorben - begraben - auferweckt - erschienen. Dabei belegt das Begräbnis den Tod und die Erscheinungen belegen die Auferweckung. Tod und Auferweckung geschahen "gemäß der Schrift", das heißt: sie widersprechen nicht jüdischer Tradition. Alle späteren Regelungen von Schrift und Tradition, von Amt, apostolischer Nachfolge und Bekenntnis sind hierauf zu beziehen. Sie wollen dazu dienen, das eine Evangelium zu bewahren.

Evangelium
Die vergangenen Tage haben die beiden Jünger in völlige Verwirrung gestürzt. Sie müssen erst einmal Abstand gewinnen - auch räumlich. Sie gehen aus Jerusalem weg. Im Gespräch miteinander versuchen sie, ihre Gedanken zu ordnen, aber das reicht noch nicht. Sie sind viel zu sehr in das Geschehene verstrickt. Da tritt ein Fremder hinzu. Sie müssen ihm erst einmal schildern, was sie so beunruhigt. Erst die große Hoffnung auf Erlösung und das Reich, dann der Absturz in Gefangennahme und Kreuzigung und nun noch die Nachricht der Frauen - kann man ihnen glauben, neue Hoffnung schöpfen, die dann vielleicht wieder grausam enttäuscht wird? Heute ist der dritte Tag, der nach der Tradition die Wende zum Guten bringen muss. Schon das Erzählen klärt einige Gedanken. Und dann bringt dieser Fremde eine Außenperspektive ein. Die Kreuzigung scheint alle vorherige Hoffnung als falsch zu erweisen. Aber ihr Begleiter legt ihnen anhand ihrer eigenen Tradition dar, dass auch dieses Leiden in Gottes Heilsplan aufgehoben ist, dass es keinen Beweis gegen ihre vorherige Hoffnung darstellt, sondern dass sich diese Hoffnung gerade durch das Leiden hindurch erfüllt. Nun können sie sich auch der Botschaft der Frauen öffnen. Nun können sie im Fremden Jesus selbst erkennen.  

Oder:

Das leere Grab konnte man zeigen - aber es ist doppeldeutig. Was beweist es schon, dass der Leichnam Jesu nicht mehr da ist? Dafür kann es viele Gründe geben. Und so hat schon die junge Kirche mit dem Vorwurf zu kämpfen, die Jünger hätten eben einfach selbst den Leichnam gestohlen. Matthäus begegnet dem mit zwei Geschichten. Zunächst (Mt 27, 62-66) berichtet er davon, dass die Hohenpriester und Pharisäer sich eine Wache für das Grab geben lassen und es versiegeln, um einen solchen Diebstahl zu verhindern. Damit macht er die Gegner zu Zeugen. Und die zweite Geschichte erzählt, wie sie - nachdem der Leichnam doch verschwunden ist - die Wachen bestechen, damit diese das Gerücht vom Diebstahl des Leichnams in die Welt  setzen.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)