Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Fest der Taufe des Herrn

domradio.de übertrug am Fest der Taufe des Herrn das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Weihbischof Dominikus Schwaderlapp betonte in seiner Predigt die Bedeutung der Taufe als Zusage von oben, Annahme von innen und Bekenntnis nach außen.

 (DR)

Kurz bevor Jesus sein öffentliches Wirken begann, trat, wie Markus berichtet (1,4 f) "Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen." In diesem Zusammenhang ist es nicht nur verwunderlich, es mutet vielmehr skandalös an, daß auch Jesus sich in diese Menge der Bekehrungswilligen begibt, um sich taufen zu lassen. Von ihm wird doch gesagt, daß er "keine Sünde kannte" (2 Kor 5,21), und er ist sich seiner Sündenlosigkeit offenbar durchaus selbst bewußt, wenn er fragt: "Wer von euch kann mir eine Sünde nachweisen?" (Joh 8,46)

Wie verträgt sich das damit, daß er sich nun unter die Sünder einreiht und von Johannes die Taufe "zur Vergebung der Sünden" erbittet, und warum beginnt er gerade mit dieser verblüffenden Geste sein öffentliches Auftreten? Johannes der Täufer stößt sich offenkundig an dieser anscheinenden Sinnwidrigkeit, denn er will sie nicht zulassen und sagt daher zu Jesus: "Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?" Jesus aber antwortet ihm wieder nicht leicht verständlich -: "Laß es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen."

Von dieser Antwort her aber läßt sich erschließen, warum sich Jesus zu Beginn seines öffentlichen Auftretens dieser Taufe unterzog. Er drückt damit aus, daß er nun aus seinem Leben als Zimmermann heraustritt und eine neue Aufgabe von Gott übernimmt. Diese Aufgabe aber wird eben mit den Worten beschrieben, "die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz zu erfüllen". Gerechtigkeit bedeutet im Neuen Testament nicht wie in unserer Umgangssprache, daß jedem sein Recht zuteil wird, sondern daß man dem Anspruch gerecht wird, den Gott an die Menschen stellt, also das, was er von ihnen einfordert, was er ihnen als ihr Ziel eingepflanzt hat.

Diese Aufgabe aber besteht nach der Botschaft Jesu in nichts anderem, als Gott zu lieben aus ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst. Die Sünde aber liegt immer darin, daß man gegen diesen Auftrag verstößt; sie stellt also stets eine Haltung der Lieblosigkeit und Bosheit dar. Wir haben den Ausdruck "Sünder" eher verharmlost. Man versteht sein Gewicht nur, wenn man sich bewußt macht, daß die Sünder die Bösen sind. Wer sich als Sünder bekennt, gibt also damit zu, daß er böse ist. Jesus, der als der "Immanuel", der "Gott mit uns" angekündigt ist, verleiht diesem Wort durch seine Taufe eine völlig überraschende Bedeutung, die aber den Auftrag, der sein Leben kennzeichnet, klar umreißt.

"Gott mit uns" heißt nun - kraß formuliert - Gott steht auf der Seite auch der Bösen. Nicht daß er die Bosheit billigte oder verharmloste. Er sieht in ihr vielmehr die schwerste Schädigung des Menschen. Aber eben deshalb hat er Mitleid mit diesen Geschädigten, er will den Schaden heilen. So wird er ihr "Heiland", denn mitten unter den Sündern, als einer in ihrer Gemeinschaft, in die er sich durch seine Taufe begibt, hebt er ihre Lieblosigkeit durch seine grenzenlose, bis zum Kreuzestod durchgehaltene Liebe auf. Diese Gemeinschaft der Sünder kann nun auf einen in ihrer Mitte verweisen, durch den die von Gott verlangte Gerechtigkeit, die schrankenlose Gottes- und Nächstenliebe, erfüllt ist, so daß Paulus schreiben kann: "Gott hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren." (Röm 5,8).

Albert Keller SJ