Pontifikalamt aus dem Kölner Do

Zweiter Weihnachtstag

domradio.de übertrug am Fest des Heiligen Stephanus das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom zum Zweiten Weihnachtsfeiertag. Zelebrant und Prediger war Weihbischof Rainer Woelki. Die musikalische Gestaltung lag beim Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling. Sie hörten von Josef Gabriel Rheinberger die "Missa in g" op. 187. Die Orgel spielte Ulrich Brüggemann. Zu Beginn der Messe sang die Gemeinde aus dem Gotteslob die Nr. 140 "Zu Bethlehem geboren".

 (DR)

Von dem Philosophen Theodor W. Adorno stammt die Erkenntnis, dass es ein richtiges Leben im falschen nicht geben kann. Der Philosoph wird bei diesem Satz kaum an den ersten christlichen Blutzeugen gedacht haben. Dennoch tritt mit Stephanus ein Mensch auf, der sich dagegen wehrt, ein falsches Leben führen zu müssen. Sein Leben in der Nachfolge Christi erregt Anstoß, und da er das als richtig erkannte Leben nicht in falsches umzumünzen bereit ist, zeigt er sich entschlossen, das Äußerste, das er geben kann, zu geben. Den Tod hat er ebenso wenig wie die anderen biblischen Märtyrer gesucht -, aber auch ebenso wenig gescheut. Martyrium bedeutet nicht lebensmüden Leichtsinn, sondern die Bereitschaft, als Zeuge oder Zeugin zur Verfügung zu stehen.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
Als einer von sieben Diakonen kommt Stephanus die Aufgabe zu, für die Armen und Witwen im griechischsprachigen Teil der Gemeinde Sorge zu tragen. Stephanus, der als „Mann voll Glauben und heiligen Geistes" (Apg 6,  5) bekannt ist, leistet zudem, ebenso wie die Apostel, den Dienst am Wort. In seiner Predigt verkündet er das Evangelium, ungeachtet der Tatsache, dass seine Gegner ihn kritisieren, ja anfeinden. Seine Unerschrockenheit und Standfestigkeit macht den Gegnern noch mehr Angst, bis sie schließlich selbst vor brutaler Gewalt nicht zurückschrecken. Während seine Mörder wild schreiend dargestellt werden, bleibt Stephanus besonnen und behält das Wort. Die Schlussszene lässt eine deutliche Parallele zur Passionsgeschichte Jesu nach dem Lukas-Evangelium erkennen; auch Stephanus stirbt mit einem Gebet um Vergebung für seine Peiniger auf den Lippen. Mit diesen Worten bezeugt er die je größere Liebe Gottes, von der er sich gehalten und getragen weiß.

Evangelium
Bei der Rede Jesu an seine Jünger wird dem Evangelisten auch die Situation seiner eigenen Gemeinde vor Augen gestanden haben. Verfolgung und Verrat, Folter und Gericht, Mord und Todesstrafen verdüstern die Situation. Vor Vertrauensbruch sind selbst Freunde und Familien nicht gefeit. Mitten in diese Situation hinein spricht Jesus ein Wort des Trostes, das Hoffnung gibt und Vertrauen weckt: „Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt." Diese Zusage entmündigt nicht, ermuntert nicht zu Verantwortungslosigkeit; sie erlöst von dem Wahn, alles allein meistern zu müssen.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)