Papst und Bundespräsident würdigen das Hilfswerk Adveniat

Ein halbes Jahrhundert gelebte Solidarität

Adveniat hat am Freitag in Essen an seine Gründung vor 50 Jahren erinnert. Bei dem von domradio.de live übertragenen Festgottesdienst betonte der Bischof des Lateinamerika-Hilfswerks, Franz-Josef Overbeck, die "gelebte Solidarität" in der Zeit. Anschließend würdigten Benedikt XVI. und Bundespräsident Wulff die Arbeit.

 (DR)

Es wirke entschieden mit an "der Entwicklung einer lebensfähigen und lebenswerten Gesellschaft in Gerechtigkeit und Frieden", betonte der Papst in einem am Freitag bei einem Festakt in der Essener Lichtburg verlesenen Grußwort.



Durch zahlreiche sozial-karitative Projekte und Bildungsprogramme hätten die armen und benachteiligten Menschen große Unterstützung erfahren. Diese Arbeit habe eine ganz wesentlich geistliche Dimension. "Adveniat möge sich so stets dem Menschen ganzheitlich, in seinen natürlichen und übernatürlichen Bedürfnissen, zuwenden", so der Papst.



Der Bundespräsident sprach in einem ebenfalls verlesenen Grußwort von einem "vorbildlichen Brückenbau zwischen Lateinamerika und Europa". Die Adveniat-Kollekte an Weihnachten zeige Jahr für Jahr in überwältigender Weise, "dass die Herzen der katholischen Christenmenschen in Deutschland für ihre Glaubensbrüder und -schwestern weit geöffnet sind". Adveniat habe überall in Lateinamerika einen hervorragenden Ruf, der dem Ansehen ganz Deutschlands gedient habe, so Wulff.



Gottesdienst im Essener Dom

Zuvor hatte bei einem Gottesdienst im Essener Dom der Ruhrbischof und Adveniat-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Overbeck, die "gelebte Solidarität" mit den Menschen in Lateinamerika und der Karibik gewürdigt. 50 Jahre Partnerschaft bedeuteten auch Austausch und Lerngemeinschaft der deutschen Kirche mit den Ortskirchen in Lateinamerika.



Konzelebranten waren Kardinal Odilo Scherer aus São Paulo, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der Vizepräsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Erzbischof Jesús Rubén Salazar Gómez aus Bogotá, Weihbischof em. Franz Grave und Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka.



Bischof Overbeck sagte in seiner Begrüßung, 50 Jahre Adveniat bedeuteten auch 50 Jahre Partnerschaft, Austausch, Lebens- und Lerngemeinschaft der Kirche in Deutschland mit den Ortskirchen in Lateinamerika. Von Lateinamerika habe die deutsche Kirche ein kostbares Geschenk erhalten: "die vorrangige Option für die Armen, für die Jugend, für die indigenen Völker, für alle Menschen am Rand als Leitschnur des kirchlichen Handelns."



Erzbischof Schick würdigt Arbeit

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, rief die Gläubigen in seiner Predigt dazu auf, die Partnerschaft Deutschlands mit Lateinamerika zu erneuern und zu verlebendigen. Die Kirche Lateinamerikas habe noch immer mehr Aufgaben als Mittel. "In Lateinamerika ist auch heute die soziale Not groß, es mangelt an Gerechtigkeit, an Bildung, auch an Nahrungsmitteln und an Rechtsstaatlichkeit", betonte Schick. In einigen Staaten Lateinamerikas nähmen zudem in jüngster Zeit Menschenrechtsverletzungen, Hunger und Armut sogar zu, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie dagegen ab.



Der Erzbischof machte deutlich, dass die Beziehung von Deutschland zu Lateinamerika keine Einbahnstraße sei: "Wir können in Deutschland auch heute viel von Lateinamerika lernen, lebendige Liturgie, neue Wege der Glaubensverkündigung, die Option für die Armen, Integration und Gerechtigkeit." Besonders für die Armen habe die Kirche Lateinamerikas in den vergangenen Jahrzehnten viel Gutes bewirkt. Schick dankte den Millionen Spendern, die die Arbeit von Adveniat in den vergangenen fünf Jahrzehnten unterstützt hätten, ebenso wie den heutigen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hilfswerks. Adveniat, so betonte er, "war und ist eine Brücke, über die die deutsche und lateinamerikanische Kirche zusammenkommen".



Uraufführung für "Adveniat-Lied"

Auch Erzbischof Rubén Salazar Gómez aus Kolumbien betonte am Ende des Gottesdienstes, dass die Kirche in Lateinamerika ohne die wirkungsvolle Hilfe der deutschen Katholiken nicht die Vitalität von heute habe. Der stellvertretende Vorsitzende des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM unterstrich, dass die Hilfe aus Deutschland zur Linderung der Not der Ärmsten und Bedürftigsten ebenso beigetragen habe wie zur Weitergabe und Festigung des Glaubens. Er bete dafür, dass "diese gelebte Solidarität der Kirche in Deutschland auch in Zukunft zur Lebendigkeit der Kirche in Lateinamerika und zu Prozessen beitragen kann, die unsere Nationen für mehr Gerechtigkeit und Frieden entwickeln."



Zum Jubiläum wurde auch ein "Adveniat-Lied" komponiert. Im Gottesdienst wurde es vom Komponisten Reinhard Horn, der Gruppe Kontakte sowie einem Chor aus Kindern und Adveniat-Mitarbeitern uraufgeführt. Musikalisch gestaltet  wurde der Gottesdienst von der chilenischen Gruppe Rodrigo Tobar, der brasilianischen Solistin Nice Ferreira und Domorganist Jörg Josef Schwab. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Festakt in der Lichtburg in Essen statt.



Die Bischöfliche Aktion Adveniat wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Aus der Weihnachtskollekte 1961, die als einmalige Hilfe für die Kirche in Lateinamerika gedacht war, hat sich ein Hilfswerk entwickelt, das seither mehr als 200.000 basisorientierte Projekte mit über 2,3 Milliarden Euro unterstützt hat. "Adveniat regnum tuum" - die lateinische Form der Vaterunser-Bitte gab der Aktion ihren Namen. "Dein Reich komme" steht deshalb auch als Leitwort über dem Jubiläumsjahr und dem Festtag am 14. Oktober 2011.




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