Ostersonntag im Kölner Dom

"Kirche für alle, nicht für alles"

Kardinal Meisner hat an Ostern die katholische Kirche aufgerufen, sich wieder stärker auf ihre eigentliche Aufgabe zu besinnen und das Evangelium zu verkünden. Sie müsse eine Kirche "für alle", aber nicht "für alles" sein.

 (DR)

"Wir haben Christus in Vollmacht zu verkünden und nicht für alle Probleme der Welt Rezepte anzubieten oder so zu tun, als ob wir welche hätten", sagte Meisner am Ostersonntag im Kölner Dom. Wie der Mensch das Grundrecht habe zu wissen, wer seine irdischen Eltern sind, so habe er auch das Grundrecht zu wissen, wer sein Schöpfer ist, betonte Meisner. "Dieses Grundrecht schulden wir ihm als Kirche. Dieses Recht ist bei uns und von uns einklagbar", so der Kardinal.

Meisner warnte vor einer Verweltlichung der Kirche. Sie dürfe nicht nur alle sozialen Pfade betreten, die es gibt und die sicher auch wichtig seien, aber dabei den Weg zum leeren Ostergrab vergessen. "Sie darf sich nicht an den falschen Prophetien beteiligen, als ob aus der Erde eines Tages der Himmel zu machen wäre und die Menschen den Tod beseitigen könnten."

In der Osternacht hatte der Kardinal zuvor vor einem "Absolutismus des Relativen" gewarnt. Es sei erstaunlich, wie heute innerhalb der Gesellschaft mit Grundprinzipien der menschlichen Würde verfahren werde. "Die Weitergabe des menschlichen Lebens wird aus ihrem schöpfungsgemäßen Ort in die künstliche Befruchtung verlegt, in die Petrischale, ins Labor", so Meisner. Im Falle von Krankheiten oder Gebrechen werde die befruchtete Eizelle und somit ein Mensch getötet. "Der Mensch spielt sich auf zum Herrn über Leben und Tod", kritisierte der Kardinal.