Kapitelsamt im Kölner Dom am Neunzehnten Sonntag im Jahreskreis

"Ohne Glaube kann der Mensch nicht existieren"

Was ist Glaube? Diese Frage lässt sich aus der Geschichte von Abraham und seiner Frau Sarah gut beantworten. Für Domkapitular Sauerborn gibt es zwei Aspekte des Glaubens: Hoffnung und Tatsachen.

Kölner Dom / © Günther Albers (shutterstock)

In seiner Predigt erklärte Domkapitular Josef Sauerborn warum ohne den Glauben im Leben des Menschen "fast nichts gehe". Das gelte für alle Bereiche im Alltag. Und beginne schon im Kindesalter: Die Kinder müssten vertrauen, dass die Eltern es gut mit ihnen meinen und sich um sie kümmern, so Sauerborn.

Ebenso müssten die Schüler vertrauen – also glauben – dass ihnen die Lehrer das rechet beibringen worden. Dasselbe gelte für die Studenten, die ohne Vertrauen, nicht studieren könnten, sagte der Domkapitular und fügte hinzu: "Selbst Naturwissenschaften sind ohne glaube nicht zu studieren", so Sauerborn. Auch Wissenschaftler hätten das meiste Wissen aus der Literatur, der sie Glauben schenken würden. Die Krise der Politik und der Medienlandschaft zeige gerade, was ohne Glaube und ohne Vertrauen passieren kann. Freilich dürfe und müsse Glaube kritisch sein.

Der Glaube der Bibel

"Glaube aber ist Grundlage dessen, was man erhofft", zitierte Sauerborn aus dem Brief an die Hebräer. Ohne Glaube, keine Hoffnung: "Hoffnung aber sei die größte Intensität, die Glaube erfahren könne", so der Domkapitular. Das drücke auch der Satz "Die Hoffnung stirbt zuletzt aus" – Hoffnung sei ein anderes Wort für Leben.

"Aber diese Hoffnung gibt es nicht ohne Grundlage, den Glauben", betonte Sauerborn und nannte ein Beispiel aus der Bibel: Abraham und Sarah, deren Leben ohne Glauben ganz anders gewesen wäre.

"Glaube und Tatsachen"

Wie es weiter im Hebräerbrief heißt, sei der Glaube das Zutage treten von Tatsachen, die man nicht sehe. "Es geht um Glauben, um Hoffnung und es geht um Glaube und Tatsachen!", so Sauerborn. Denn Glaube sie nicht wage oder ungefähr und nicht bloß eine emotionale Angelegenheit. "Beim Glauben geht es um Tatsachen, um Fakte, der Glaube hat Inhalte", betonte Sauerborn.

Diese Tatsachen könne man zwar nicht immer sehen, aber sie "treten zutage": "Sarah sieht das ihr zugesprochene Kind nicht, sie wird aber schwanger". Dass Abraham bereit war, dieses Kind zu opfern - ein Geschehen, dem man keinen Sinn abgewinnen können - werde zum Grundbild des Glaubens: "Abraham war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, Tote zu erwecken." Gott, der Tote erwecken könne sei somit die Hoffnung und die Tatsache.

Kapitelsamt im Kölner Dom am Neunzehnten Sonntag im Jahreskreis

DOMRADIO.DE übertrug am neunzehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. Es sangen die Herren des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich.

Das heutige Kapitelsamt wird gefeiert als Jahrgedächtnis für den am 9. August 2018 verstorbenen Weihbischof Manfred Melzer (zum Nachruf).

Zum Sonntagsevangelium (Lk 12,32-48)

Wach sein – das sollte in Zeiten von 24/7, von Shopping rund um die Uhr, eigentlich kein Problem sein. Immer mehr wird immer und überall verfügbar gemacht. Aber die dauernd präsenten Möglichkeiten lenken auch ab und ermüden. Es bedarf der Wachsamkeit gegenüber vielfältigen Verlockungen und der achtsamen Unterscheidung, welche Möglichkeiten mich in ein Leben in Fülle führen. Das genaue Hinschauen und Hinhören, auch der Verzicht, sind Formen lebensdienlicher und gottesoffener Wachsamkeit. Und selbst in dieser Wachsamkeit weiß ich nicht, wann und wo der Herr kommt. 

Aus: Messbuch 2019. Lesejahr C, Butzon & Bercker


Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti ( DR )

Herren des Kölner Domchores / © Beatrice Tomasetti (DR)
Herren des Kölner Domchores / © Beatrice Tomasetti ( DR )
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