Kapitelsamt im Kölner Dom

"Nutzt die Zeit!"

Domkapitular Dominik Meiering stellt besonders den Brief des Apostels Paulus in den Mittelpunkt seiner Predigt und erinnert an Nelson Mandela. Für den Freiheitskämpfer war selbst die Zeit hinter Gittern nicht verloren.

Domkapitular Dominik Meiering (DR)
Domkapitular Dominik Meiering / ( DR )

Erholung, Abstand vom Alltag und der Blick auf andere Dinge – all das zeichnet die Ferienzeit aus. Wie aber passt dann ein Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (5, 15-20) dazu? "Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse", heißt es in der zweiten Lesung dieses Sonntags. Auf den ersten Blick völlig unpassend, so Domkapitular Dominik Meiering in Predigt am zwanzigsten Sonntag des Jahreskreises im Kölner Dom.

27 Jahre gefangene Zeit

Doch auf eine Art und Weise habe Paulus recht, so Meiering. "Wie gehen wir mit unserer Zeit um? Ist die Ferien- und Urlaubszeit sogar eine tote, ungenutzte Zeit?"

Domkapitular Meiering stellt die Gefängniszeit des südafrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela in den Kontext des Satzes von Paulus. Zu Mandelas 100. Geburtstag, am 18. Juli 2018, erschienen die Briefe, die Mandela in den 27 Jahren seiner Haft geschrieben hat. Er schrieb zum Beispiel: "Während dieser langen, einsamen Jahre der Haft wurde nach meinem Hunger nach Freiheit für mein eigenes Volk, der Hunger nach Freiheit für alle Völker. Ein Mensch, der einem anderen die Freiheit raubt, ist ein Gefangener seines Herzens. Als ich das Gefägnis verließ, war es meine Aufgabe beide – den Unterdrücker und den Unterdrückten - zu befreien."

"Wahre Freiheit enstehe nur, wenn alle in Freiheit leben können."

Für Nelson Mandela war die Zeit hinter Gittern keine verlorene Zeit, so Dominik Meiering. Vielmehr eine Zeit des Friedens und der Freiheit, denn er habe verstanden, dass beides zunächst im Herzen wachsen müsse. "Wahre Freiheit enstehe nur, wenn alle in Freiheit leben können."

Die Einsicht kam nicht sofort. Mandela selber hat berichtet, wie militant und ungeduldig er zuvor war. Das Wort von Paulus habe sich also in Mandelas Geschichte bewährt, stellt Meiering fest.

Paulus‘ Lebensregeln

Wer also selbst eigene Wegmarken setze, erkenne, wohin die Reise geht. Dann erst werde Leben sinnhaft und erlebenswert. Paulus gibt den Menschen in Ephesus drei Lebensregeln mit: "Begreift was geschieht, lasst Euch vom Geist erfüllen und achtet darauf, wie Ihr Euer Leben führt."

Diese Lebensphilosophie in Jesus zu erkennen und ihm zu folgen, habe auch Mandela erkannt. So beendet Dominik Meiering seine Predigt mit Worten des zutiefst gläubigen Nelson Mandela: "Wir sind alle dazu bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu zeigen."

Mitsing-Projektchor 

DOMRADIO.DE übertrug am zwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Dominik Meiering. Es sang ein Mitsing-Projektchor unter der Leitung von Winfried Krane. An der Orgel: Winfried Bönig.


Mitsingen erwünscht! / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Mitsingen erwünscht! / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR