Nach 17 Monaten ist der neue Mariendom feierlich eröffnet worden

"Zentrum der Katholiken im Norden"

Um 15.16 Uhr war es endlich so weit: Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen betrat erstmals den Altarraum des neuen Mariendoms in der Hansestadt. Nach 17-monatiger Schließung war für alle rund 1.000 Besucher an diesem ungewöhnlich hellen Novembertag deutlich zu sehen: Aus der 1893 geweihten Pfarrkirche Sankt Marien ist die Kathedrale des 1995 gegründeten Erzbistums Hamburg geworden.

 (DR)

Bereits eine knappe halbe Stunde vor Beginn des Pontifikalamts war der Dom voll besetzt. Keine Selbstverständlichkeit in der norddeutschen Diaspora, schließlich ist nur etwa jeder zehnte der rund 1,8 Millionen Hamburger katholisch. Insgesamt leben in Deutschlands größtem Flächenbistum, das Hamburg, Schleswig-Holstein und den Landesteil Mecklenburg umfasst, knapp 400.000 Katholiken.

Umso wichtiger, meint Thissen, dass der neue Mariendom zum Zentrum der katholischen Kirche im Norden wird. Von den 7,8 Millionen Euro Sanierungskosten sind 90 Prozent durch zugesagte oder bereits erbrachte Spenden und Zuschüsse finanziert, erklärte der Erzbischof kürzlich. Kirchensteuermittel sollen für das neu geweihte Gotteshaus nicht eingesetzt werden.

Bevor Thissen mit seinen Konzelebranten, Alt-Erzbischof Ludwig Averkamp und den Weihbischöfen Hans-Jochen Jaschke und Norbert Werbs in den neu gestalteten Altarraum trat, nahm er am Portal symbolisch die Domschlüssel von Architekt Klaus Dörnen entgegen und dankte dem Kölner Künstler Wilhelm Gies. Dieser hatte unter anderem Altar, Bischofs- und Chorgestühl geschaffen, alles gekennzeichnet von klarer, nüchterner Linienführung. Dörnen und seinem Team kam es zu, eine offene einladende Bischofskirche zu gestalten. Dazu tragen der einheitliche weiße Anstrich, der helle Natursteinboden, die sanierten, grundgereinigten Bänke und Fenster, das Atrium mit Funktionsräumen und vor allem das restaurierte Apsismosaik bei, dem Bildnis der römischen Basilika Santa Maria Maggiore nachempfunden und in Deutschland einzigartig. Auch die Beckerath-Orgel wurde aufgearbeitet und auf 65 Register erweitert. Bei der Orgelweihe am Samstag hatte Kirchenmusikdirektor Eberhard Lauer den imponierenden Klang des Instruments vorgestellt.

Das Taufbecken ist mit der Sanierung in das Zentrum des Domes gerückt. Die Segnung des Taufbrunnens leitete eine Reihe von zeichenhaften Handlungen dieses Tages ein, die in der Weihe des neuen 3,5 Tonnen schweren Altars gipfelte: Zunächst war eine Reliquie des sogenannten «Apostels des Nordens» und Bistumsgründers Ansgar (801-865) vor dem Altar eingemauert worden. Im vorübergehend abgedunkelten Kirchenraum unterstrich eine Lichtinstallation den fast mystischen Effekt. Fünf kleine Kerzeninseln entzündete der Erzbischof, Weihrauch sättigte die Luft des neuen Domes.

Für seine Predigt trat Thissen wie gewohnt ohne Manuskript vor den Altar. Dank eines kleinen Mikros am Revers trennte ihn nunmehr nicht einmal ein Mikrophonständer von den Gläubigen. Eine Stadt ohne Kirchen sei wie ein Fußballfeld ohne Tore, mahnte Thissen: Alles werde beliebig. Neben der Verkündigung des Glaubens solle der neue Dom den sozialen Auftrag der Kirche ausstrahlen, wünschte sich der Erzbischof. Die Besucher, darunter Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU), der auch ein Grußwort sprach, sein Vorgänger Klaus von Dohnanyi (SPD) und die Schriftstellerin Ulla Hahn, die NDR-Landesfunkhausdirektorin Maria von Welser, Ballettchef John Neumeier sowie die evangelische Bischöfin Maria Jepsen, waren sichtlich beeindruckt von der Atmosphäre.

Das lag wohl auch an den rund fünfzig Bannerträgern katholischer Organisationen, die mit ihrer Buntheit buchstäblich die Vielfalt der Kirche zum Ausdruck brachten. Genau wie Erzbischof Thissen in seiner Predigt hob Bischöfin Jepsen in ihrem Grußwort das gute ökumenische Miteinander in der Hansestadt hervor. Gemeinsames Feiern evangelisch-lutherischer und römisch-katholischer Christen in den Kirchen der Stadt sei heute selbstverständlich, unterstrich die Theologin. Sicher eine gute Basis für den neuen Mariendom.