Meisner warnt bei Ludgerus-Wallfahrt vor gottloser Gesellschaft

In der Spur des Glaubens

Mit dem "Fest der Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger" ist am Sonntag in Essen-Werden die Ludgerus-Wallfahrt anlässlich des 1.200 Todestag des Heiligen zu Ende gegangen. Als persönlicher Gesandter von Papst Benedikt XVI. feierte der Kölner Kardinal Joachim Meisner mit den Hunderten von Gläubigen einen Gottesdienst in der Basilika. In seiner Predigt warnte Meisner vor einer zunehmenden Gottlosigkeit der Gesellschaft. "Unsere Zeit ist voller Religiosität, aber ohne Glauben an Gott", so der Kardinal. Selbst Christen machten da oft keine Ausnahme.

Essen: Prozession mit Schrein (DR)
Essen: Prozession mit Schrein / ( DR )

Zwar sei die Zeit geprägt von Ökumene und interreligiösen Gesprächen mit Muslimen, Buddhisten und Shintoisten, die unsere Nachbarn geworden seien, so Meisner. Aber echten Dialog gebe es nicht, "weil wir Christen weithin nicht mehr Rede und Antwort über die Inhalte unseres Glaubens stehen können". Darum verliere auch die Kirche immer mehr an Terrain. An dem Gottesdienst nahmen neben den Essener Weihbischöfen Franz Vorrath und Ludger Schepers auch die Bischöfe Felix Genn aus Münster, Franz-Josef Bode aus Osnabrück, Luc van Looy aus dem belgischen Gent und Gilbert Louis aus dem französischen Chalons-en-Champagne teil.

"Wenn wir kein wirkliches katholisches Profil mehr haben, können wir auch unsere Umwelt nicht mehr prägen", warnte der Kardinal. Er empfahl den heiligen Ludgerus als "Mann der Orientierung und der Wegweisung". Weil er hochsensibel für die Schöpfungswirkung Gottes gewesen sei, habe er die Kompetenz für das Leben der Menschen erworben. "Wir brauchen einen klaren Kopf, ein tiefes und sachliches Wissen über die Wirklichkeit des lebendigen Gottes", so Meisner im Gottesdienst.

Im Anschluss wurde der Schrein mit den Gebeinen Liudgers (lateinisch: Ludgerus) in einer feierlichen Prozession durch die geschmückten und von zahlreichen Gläubigen gesäumten Straßen des Essener Stadtteils Werden getragen. Mit einem weiteren Gottesdienst, der für den frühen Abend geplant war, und der Rückführung des Schreines in die Krypta der Basilika endete die Festwoche des Ludgerus-Jahres 2009. Sie stand unter dem Motto "In der Spur des Glaubens". Am 26. März hatte sich zum 1200. Mal der Todestag Liudgers gejährt. Der Gründer der Benediktiner-Abtei in Essen-Werden und erste Bischof von Münster gehört zu den großen Heiligen Europas.

Liudger (um 742-809) wurde vermutlich in Zuylen an der Vecht geboren. 777 empfing er in Köln die Priesterweihe und missionierte dann in Friesland. Vor den Sachsen flüchtete er nach Italien und verbrachte zwei Jahre im Kloster Montecassino. Karl der Große rief ihn nach Deutschland zurück und übertrug ihm die Mission der Friesen und Sachsen. 805 wurde er erster Bischof von Münster. Vier Jahre später starb er in Billerbeck nach einer Predigt. Entsprechend seinem letzten Willen wurde Liudger in der von ihm gegründeten Benediktiner-Abtei in Essen-Werden bestattet. Er ist Patron des Bistums Münster und zweiter Patron des Bistums Essen.

In seiner Predigt würdigte Kardinal Meisner den Heiligen Ludgerus als große Gestalt Europas: "Sein Grab in Werden ist für uns Auftrag, nicht nur seine Grabeswächter zu sein, sondern sein Vermächtnis zu erfüllen. Sein Verkündigungsdienst hat die Spuren Christi in den europäischen Kontinent tief eingegraben und hat Europa zu einem Raum mitgestaltet, in dem Gott die Ehre und damit dem Menschen seine Würde gegeben wurde."