Libori-Triduum in Paderborn beendet

Feierliche Reliquien-Rückkehr

Noch bis zum Wochenende wird in Paderborn das Libori-Fest gefeiert. Der Libori-Schrein wurde schon am Dienstagabend in die Krypta zurückgeführt, domradio.de übertrug die Schlussfeier live.

 (DR)

In einer feierlichen Prozession um den Domplatz wurde der Reliquienschrein in die Domkrypta zurückgeführt. Dabei intonierten Bläser den traditionellen Libori-Tusch. Die Prozession wurde von Erzbischof Hans-Josef Becker geleitet. An ihr nahmen neben zahlreichen bischöflichen Gästen aus dem In- und Ausland auch mehrere tausend Gläubige teil. Der Zug geriet ein ums andere Mal ins Stocken, da Becker und die anderen anwesenden Bischöfe wie an Libori üblich Kindern den Segen erteilten.



Die Reliquien waren in einer ähnlichen Zeremonie zu Beginn des Libori-Festes am Samstag erhoben worden. Anstelle des Schreins steht bis zum Ende der Feierlichkeiten nun eine Silberbüste auf dem Hochchor des Domes. Auch sie enthält Reliquien. Das Patronatsfest dauert bis Sonntag. Erzbischof Becker hat es in diesem Jahr unter das Wort des Apostels Paulus "Erneuert euren Geist und Sinn" gestellt. Das Motto solle die Menschen dazu aufrufen, ihr Leben neu an Christus auszurichten und auf die verbindende und erneuernde Kraft des Glaubens zu vertrauen, wie Becker zur Eröffnung betonte. Zum anderen solle es an das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) erinnern, dessen Eröffnung sich im Oktober zum 50. Mal jährt und dem die geistliche Neuwerdung eines jeden Christen ein großes Anliegen gewesen sei.



Kurienbischof Josef Clemens hatte zuvor die Christen zur ständigen Erneuerung ihres Glaubens aufgerufen. Nur durch Menschen, die von Gott berührt seien, könne Gott zu den Menschen zurückkehren, sagte der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien am Dienstag bei einem Gottesdienst im Paderborner Dom. "Wir brauchen Menschen, die den Blick geradewegs auf Gott richten und von dort die wahre Menschheit begreifen." Wenn sie sich in ihrem Leben vom Glauben leiten ließen, könne "ihr Verstand zum Verstand der anderen sprechen und ihr Herz die Herzen der anderen öffnen".



Clemens betonte, ein Christ müsse im Vergleich zum Nichtchristen anders denken und anders leben. Das Christsein müsse sich im Lebenswandel widerspiegeln. "Hier geht es nicht um die Erfüllung bestimmter Einzelforderungen, sondern um den Anspruch, den das gesamte Heilsereignis Jesu Christi erhebt", so Clemens.



Clemens wurde 1947 in Siegen geboren. Er war zwischen 1984 und 2003 Privatsekretär von Kardinal Joseph Ratzinger, dem jetzigen Papst. Seit 2003 ist er Sekretär des Päpstlichen Laienrates und war in dieser Funktion Veranstalter des Weltjugendtages in Köln 2005. Kardinal Ratzinger weihte ihn 2004 zum Bischof.



Gottesdienst am Montag

Mit dem traditionellen Gottesdienst für Gäste aus der französischen Partnerdiözese Le Mans war am Montag das Paderborner Libori-Fest fortgesetzt worden. Der Bischof von Le Mans, Yves Le Saux, rief in seiner Predigt zur Erneuerung des Glaubens auf. "Manchmal ist es gut, sich zu fragen, was wir aus unserer Taufe, aus unserer Firmung gemacht haben." Es gehe darum, eine neue Erfahrung oder eine tiefere Erfahrung mit der Liebe Gottes zu machen, sagte der Bischof.



Das Fest zu Ehren des heiligen Liborius (348-397), dem Patron von Erzbistum und Stadt Paderborn, war am Samstag eröffnet worden und dauert bis zum kommenden Wochenende. Erzbischof Becker hat es in diesem Jahr unter das Leitwort "Erneuert euren Geist und Sinn" gestellt. Daran nehmen auch zahlreiche bischöfliche Gäste aus dem In- und Ausland teil.



Erinnerung ans Vatikanum

Le Saux erinnerte an das von Papst Benedikt XVI. anlässlich der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vor 50 Jahren ausgerufene "Jahr des Glaubens". Im Zentrum stehe der Aufruf zur Neuevangelisierung. Dieser sei "in erster Linie eine Einladung, unser eigenes Leben zu erneuern" und sich die Frage zu stellen, was es bedeute, ein Christ zu sein, sagte der französische Bischof bei seinem vierten Besuch in Paderborn anlässlich des Libori-Festes.



Zuvor hatte Weihbischof Heinrich Timmerevers aus dem Bistum Münster mit Mitgliedern der Frauenvereine und -verbände einen Gottesdienst im Dom gefeiert. Dabei würdigte er die Rolle der Frau in Gesellschaft und Kirche. "Gerade sie sind es in ihrer Rolle als Mütter und Großmütter, die Jesus als Grund und Fundament unseres Lebens an nachfolgende Generationen übermitteln." Das sei eine großartige Aufgabe, für deren Erfüllung die Kirche ihnen danke, sagte Timmerevers.



Mischung aus Kirchenfest, Kirmes und Kultur

Der Weihbischof ging auch auf die schwierige Situation der katholischen Kirche ein. Stürmische Zeiten seien keine guten Zeiten, um ein neues Haus zu bauen, sagte er mit Verweis auf den Neubau einer Kirche im oldenburgischen Offizialat des Bistums Münster, der "Kirche am Meer" in Schillig an der Nordsee. Diese sei 23 Meter hoch, reiche aber auch 23 Meter in die Tiefe. "Wir dürfen keine Luftschlösser bauen, vielmehr müssen wir in die Tiefe gehen, um ein sichtbares Zeichen für die Welt zu sein." Den Gottesdienst, zu dem insbesondere Frauen der Erzdiözese Paderborn eingeladen waren, hatten Mitarbeiterinnen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Erzbistum Paderborn vorbereitet.



Das neuntägige Libori-Fest mit seiner Mischung aus Kirchenfest, Kirmes und Kultur hat seinen Ursprung im Jahr 836. Damals wurden die Gebeine des heiligen Liborius, der Bischof von Le Mans in Frankreich war, nach Paderborn überführt. So entstand eine der ältesten Städte- und Bistumspartnerschaften. Zu dem Fest kommen jährlich mehr als eine Million Besucher in die Stadt.