Msgr. Kleine appelliert an gemeinsame Verantwortung

"Lass alle eins sein"

Am Tag der großen Erdogan-Demonstration in Köln hat Monsignore Robert Kleine über das Miteinander gepredigt. "Wir blicken im Moment mit großer Sorge Richtung Türkei", sagte der Dom- und Stadtdechant in seiner Predigt.

 (DR)

Kleine zitierte in seiner Predigt Papst Franziskus: "Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand." Ein Traum, so Kleine, den "hoffentlich auch die Demonstranten haben, die gleich an der Deutzer Werft demonstrieren". Er appellierte an die Demonstrierenden und an die Gläubigen, an der Verwirklichung dieses Traums - jeder nach seinen Fähigkeiten - mitzuwirken.

Das Erzbistum Köln hatte bewusst nicht zur Gegendemonstrationen gegen die Pro-Erdogan-Demo aufgerufen. "Ich denke manchmal, es ist ganz gut, wenn man Sachen nicht mit einer Gegendemonstration noch einmal aufwertet", sagt Kleine gegenüber domradio.de. Er habe wenig Verständnis dafür, dass innertürkische Konflikte in Köln ausgetragen werden.

"In der Grundstimmung verbunden"

In der Predigt rief Kleine auch zur Einheit im privaten Bereich auf. "Wenn man sich in der Familie, im Freundes- oder Kollegenkreis gestritten hat, dann kann man doch erst wieder richtig miteinander leben, wenn man wieder eins ist." Meinungsverschiedenheiten könnten dabei bestehen bleiben, so Kleine, aber "in der Grundstimmung, von Herz zu Herz, weiß man sich verbunden."

Auch die Kirche habe ihre Schwierigkeiten mit der Einheit, sagte Monsignore Kleine mit Blick auf die Reformation. Eine verordnete Einheit tauge weder in der Familie noch im Staat noch in der Kirche. Man müsse um die Einheit ringen. Das gelte auch auf europäischer Ebene, betonte der Domdechant und schlug ein "Stoßgebet" vor: "Lass alle eins sein."

domradio.de übertrug am achtzehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Es sang die Schola des Kölner Domchores unter der Leitung von Martin Meyer. An der Orgel: Martin Meyer

Von der Vergänglichkeit

Nichts bleibt, wie es war, auch ich selber nicht. nichts von dem, was ich weiß und will und zu haben meine. Ist also die Vergänglichkeit das Einzige, was dauert? Der Wahrheit, meiner eigenen Wahrheit, komme ich näher, wenn ich anders frage: Ein Mensch, den Gott angeschaut, angesprochen, den er geliebt hat, kann ein solcher Mensch jemals vergehen, als wäre nichts geschehen, als wäre nicht der lebendige Gott ihm begegnet?

aus: Schott-Messbuch.