Kirchweihtag und Abschluss der Domwallfahrt

"Alles in diesem Haus hat Maß"

Die vierte Kölner Domwallfahrt ist am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst zu Ende gegangen. An dem Pontifikalamt im Dom mit Weihbischof Manfred Melzer nahmen mehrere Hundert Gläubige teil. Sie hatten ein letzten Mal Gelegenheit, den Pilgerweg in der Kathedrale zur Mailänder Madonna, dem Dreikönigenschrein und dem Gerokreuz zu gehen.

 (DR)

Zum Abschlussgottesdienst waren besonders Paare eingeladen, die in diesem Jahr ein Ehejubiläum begehen. Sie erhielten einen besonderen Segen. Die am Mittwoch eröffnete Domwallfahrt stand unter dem Motto "Ich habe euch Freunde genannt".

Kardinal Joachim Meisner rief am Donnerstag in einem Pilgeramt die Katholiken zu einem engagierten Glaubenszeugnis aufgerufen. Das "Haus des Herrn" sei kein Schneckenhaus. Vielmehr müssten Christen ihr "gelobtes Land" verlassen, um anderen den Glauben mitzuteilen. Er warnte außerdem vor einer von Götzen besetzten Welt. Als Beispiele nannte er Arbeit, öffentliche Ämter, Geld, materiellen Nutzen, soziales Prestige oder ideologische Zielsetzungen. Vielmehr müsse Gott den ersten Platz einnehmen, so Meisner.

Am Donnerstag kamen mehrere Tausend Kinder aus katholischen Grundschulen in den Dom, am Freitag gut 1.000 Jugendliche aus weiterführenden Schulen. Sie nahmen dort auch an einer Nachtwache teil. Am Samstagabend kam es in der Innenstadt zu einem spektakulären musikalischen Ereignis, als die Glocken von neun Innenstadtkirchen gleichzeitig in einer 90-minütigen "Glockenvigil" erklungen.

Endgültige Teilnehmerzahlen der Domwallfahrt lagen am Sonntag noch nicht vor. Im vergangenen Jahr kamen rund 70.000 Pilger. Die seit 2006 jährlich um den 27. September, den Weihetag der Kathedrale, stattfindende Wallfahrt war von Meisner unter dem Eindruck des Weltjugendtags 2005 in Köln initiiert worden. Der Kardinal konnte den Abschlussgottesdienst nicht wie gewohnt selber halten. Er nahm an der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Tschechien teil.

Der Kölner Domchor sang zusammen mit zwei Gastchöre aus Burundi unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich). An der Orgel hörten Sie Ulrich Brüggemann. Zu Beginn sang die Gemeinde das Lied mit der Gotteslobnummer 639: "Ein Haus voll Glorie schauet".

Der Aufruf zur Entschiedenheit und zugleich die Warnung vor einer Art „Besitzstandsdenken" im Glauben begegnen uns in den Lesungen des heutigen Sonntags. Das Reich Gottes - das Leben in Fülle, das Jesus verheißt -  übersteigt unsere oft enge Haltung bei Weitem. Lassen wir uns einladen!

Wortgottesdienst
Erste Lesung
Der Geist weht, wo er will. Diese Freiheit wollen wir Gott aber manchmal nur schwer zugestehen. Müsste er sich nicht an unsere Vorstellungen halten? Wie kann er nur Gutes und Wertvolles auch außerhalb unserer oft fest gefügten Gemeinschaften und Vorstellungen erwecken? Er kann! Daran erinnert die heutige Lesung aus dem Alten Testament.

Zweite Lesung
Wie weit trägt eigentlich unser Glaube? Das ist letztlich die Frage der heutigen Lesung aus dem Neuen Testament. Trauen wir dem Glauben wirklich? Und wagen wir von daher ein anderes Leben, was sich auch in unseren Haltungen und unserem Lebensstil niederschlägt? Oder meinen wir, uns vielleicht doch im Rahmen der üblichen Möglichkeiten absichern zu müssen (beziehungsweise zu können)? Was in drastischen Worten an „die Reichen" daherkommt, ist eine Anfrage an jeden und jede von uns.

Evangelium
Das Evangelium führt die Gedanken der beiden Lesungen zusammen. Jesus will seine Zuhörer gewiss nicht einschüchtern oder ihnen drohen; das würde dem grundlegenden Charakter seiner frohen Botschaft widersprechen. Doch der Hinweis auf die Hölle ruft in Erinnerung, dass wir durchaus vor einer ernsten Entscheidung stehen. Wir alle müssen sterben, unser Leben ist einmalig. Sind wir uns dessen bewusst? Nehmen wir dies wirklich ernst? Zugleich macht das Evangelium deutlich, dass der radikale Anruf nicht zu einer exklusiven, intoleranten Einstellung führen darf. Andere, etwa Menschen anderer Konfessionen und Religionen, mögen unseren Glauben nicht teilen - doch Gott kann und will auch in ihnen wirken.