Kardinal Meisner kritisiert zu Weihnachten Totalausverkauf der Kultur

Mit kindlichem Staunen glauben

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Menschen aufgerufen, wieder mit kindlichem Staunen zu glauben. Die Botschaft von der Geburt Jesu in eine verleumderische, gottfeindliche, überhebliche Welt biete dazu allen Anlass, sagte er in seiner Predigt am Ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. Die Weihnachtsfreude beziehe sich nicht auf Vergangenes. "Heute ist uns der Heiland geboren", so Meisner.

 (DR)

Gott liebt nach den Worten des Erzbischofs diese Welt «trotz Geiselnahme, trotz der Selbstmordkommandos, trotz der Millionen Menschen, die verhungern, trotz der millionenfachen Abtreibungen, trotz der Wirtschaftskrisen und der militärischen Rüstungen». Diese Tatsache sollte den Menschen das Staunen vor Gottes Botschaft zurückgeben, sagte der Kardinal, der den «Totalausverkauf der Kultur» kritisierte. «Was wir heute um uns herum erleben, ist nichts anderes als eine Neuauflage der Verhältnisse von damals» zur Zeit von Jesu Geburt, sagte Meisner. Unter dem äußeren Glanz der Herrschaft des Herodes hätten sich Korruption, Machtgier und Unterdrückung verborgen.

Für die Menschen von heute sei alles machbar, es bedürfe nur eines Knopfdrucks. Doch auch die Erwachsenen hätten Sehnsucht nach jenem Staunen, dass Kinder beim Eintritt in das Weihnachtszimmer befalle.


Bischöfe Overbeck, Mussinghoff, Ackermann, Genn und Becker
Der neue Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, Arbeit zu sichern, für Gerechtigkeit zu sorgen und denen eine Stimme zu geben, die keine haben. «In den Gesichtern der Armut, die uns heute begegnen, begegnen wir Gott», sagte Overbeck laut Predigttext am Heiligabend im Essener Dom. Er verwies beispielhaft auf Arbeitslose und Menschen, «die in die Konflikte zwischen Kapital und Arbeit geraten sind, wie wir sie zuletzt in den schwierigen Entwicklungen bei Opel drohend auf uns zukommen sahen». Wichtig seien auch Hilfen für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen sowie für Kranke, Alte und Alleingelassene.

Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff mahnte ein nicht nachlassendes Engagement für Gerechtigkeit an. Auch wenn die Botschaft von Christi Geburt Freude bringe, so bleibe die Sorge um die Kranken, Armen und Bedrängten, sagte der Theologe laut Predigttext an Heiligabend im Aachener Dom. «Die Vorsorge gegen eine kommende Wirtschaftskrise ist Pflicht, die Notlage von Migranten muss beherzt aufgegriffen werden.» Auch Bildungsgerechtigkeit und Frieden nannte der Bischof als bleibende Herausforderungen sowie den Schutz des ungeborenen Lebens.

Als Chance für einen Neubeginn für den einzelnen und die Gesellschaft bezeichnete der Trierer Bischof Stephan Ackermann Weihnachten. Weihnachten sei «das Wunder eines neuen Anfangs mitten im Alten», sagte Ackermann laut Redemanuskript am Heiligen Abend in der Christmette im Trierer Dom. Er appellierte an die Gläubigen, zu einer «positiven Erschütterung zurückzufinden». Diese Erschütterung sei «die einzige wirkliche Chance, die wir haben, damit sich unsere Welt zum Positiven verändert». Das weltweite Erschrecken über Finanzmarktkrise und Klimawandel habe bisher offensichtlich nicht zu einem Umdenken oder einer wirklichen Neuorientierung geführt.

Für den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ist Weihnachten ein Angebot an die Menschen, ihre Ängste und Sorgen abzulegen. «An der Krippe ist Platz für unsere Lasten», sagte Becker in seiner Predigt zur Christmette am Donnerstagabend im Paderborner Dom. Dort könnten Unversöhntheit, Schuld, Sorge und Angst aber auch Verlust und Krankheit abgelegt werden. Angesichts von Verzweiflung und Not könne an der Krippe Orientierung und Zukunftsperspektiven gefunden werden, sagte Becker laut Redetext.