Kardinal Meisner feiert Osternacht im Kölner Dom

"Kein Mensch kann ohne Osterhoffnung leben"

Die Osterbotschaft bedeutet nach den Worten des Kölner Kardinals Joachim Meisner eine Befreiung der Menschen von den "Zwängen der Angst, der unbedingten Selbstbehauptung, der Einsamkeit, der Sinnlosigkeit und der Sünde". Die Auferstehung Jesu eröffne eine Zukunft, "die diesen Namen wirklich verdient, denn kein Tod kann sie mehr begrenzen und relativieren", sagte Meisner in der Osternacht im Kölner Dom.

 (DR)

Ohne diese Osterhoffnung könne kein Mensch wirklich leben, betonte der Kölner Erzbischof laut Redetext. "Was der Sauerstoff für die Lunge ist, das bedeutet Ostern für die menschliche Existenz."



Das Oster-Halleluja sei zur Parole und Erkennungsmelodie der Christenheit geworden, sagte der Kardinal weiter. "Es ist ein einfaches, wortloses sich Aussingen einer Freude, die einfach nicht in Worte zu fassen ist." Durch das Halleluja steige der Mensch wie Christus aus dem Grab in die lichte Höhe Gottes empor. Das Halleluja verbinde und heile, kräftige und ermutige.



Licht der Hoffnung weitergeben

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, appellierte an die Christen, das von Gott geschenkte Licht der Hoffnung im Alltag weiterzugeben. Dies könne sich darin äußern, dass sie der "Gottvergessenheit so vieler Menschen" mit fröhlich gelebtem Glauben begegneten, sagte Zollitsch am Samstagabend im Freiburger Münster.



Im Essener Dom rief Bischof Franz-Josef Overbeck die Gläubigen zum Mitwirken an neuen Strukturen der Kirche auf. "Wer will, dass alles bleibt, wie es ist, wird erleben, dass nichts bleibt, wie es ist", sagte er. Der Dialogprozess auf Bundes- und Bistumsebene stehe für ein gemeinsames Ringen. Dies sei kein "Kommunikationsspektakel", sondern eine Einladung zur Erneuerung.



Ermunterung zum Aufbruch

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode ermutigte zu Aufbruch und gesellschaftlichem Engagement. Statt die Abbrüche in Glaube und Kirche beklagen, sollten Katholiken voller Hoffnung "in den Alltag der Menschen gehen". Es gebe nicht mehr "die feste Stadt" der alten Volkskirche. Umso wichtiger sei das Glaubenszeugnis jedes Einzelnen und kleiner Gruppen.



Aufbrüche gingen mit einer Abkehr vom Zeitgeist einher, betonte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen. Derzeit werde Zerstreuung mehr propagiert als Sammlung. Materialisierung, Banalisierung und Spaß seien die neuen Götzen. "Wenn wir uns diesen Götzen nicht unterwerfen, dann werden wir frei für neues österliches Leben", sagte Thissen.



Vor falscher Selbstgewissheit warnte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Die Menschen seien mit Ostern noch keineswegs "allen Nächten des Leides und Leidens, der Mutlosigkeit, des Unglaubens und der falschen Selbstbehauptung entronnen", so der Bischof. "Die Schmähungen von außen und die Zweifel von innen werden uns weiter begleiten."



Signal der Hoffnung auch für Nichtchristen

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick sprach von der Osterbotschaft als einem ein Signal der Hoffnung auch für Nichtchristen. Er erinnerte besonders an die Menschen in Syrien und im Nahen Osten.



Die Bedeutung des Sonntags für die Bewahrung der Osterbotschaft hob Münchens Kardinal Reinhard Marx hervor. Mit dem Sonntag gehe vielleicht mehr verloren als mit Kulturdenkmälern. Den Sonntag in Familie, Freundeskreis oder auch allein gut zu gestalten, sei ein wesentlicher Punkt christlichen Lebens, so Marx.



Auf den Schutz des Lebens und der Natur wies der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hin. Ostern verlange von Christen ein Ja zum Leben. "Dazu gehören die Bewahrung der Schöpfung und der Umweltschutz ebenso wie der verantwortliche Umgang mit modernen Technologien", sagte Mussinghoff. Weiter nannte er den Einsatz für Behinderte, Kranke und Alte sowie für Ungeborene.



Zeugnis ablegen

Zu Ostern hat Münsters Bischof Felix Genn die Christen aufgerufen, im Alltag Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen. Manche Menschen heute fürchteten sich "vor den Fragen, den Zweifeln, dem leisen Lächeln, das sich im Spott über uns ergießen kann", sagte Genn in der Osternacht in der Überwasserkirche in Münster. Wenn sie aber in ihrem Alltag Jesus folgten, werde sich das Licht der Osternacht ausbreiten.



"Wir glauben auch nur, weil wir Zeugen glauben, Zeugen, die wiederum anderen Überzeugten geglaubt haben", betonte Genn. So sei das Licht von Ostern, das Licht der Auferstehung verbreitet worden. Die Gläubigen sollten das Licht der Osterkerze mitnehmen in ihren Herzen. Dann erhelle es "das Dunkel all der Wunden, der Grabkammern, der Enttäuschungen und Zweifel", die auf dem Lebensweg liegen.