Kapitelsamt im Kölner Dom - Verlesung des Hirtenbriefs des Erzbischofs über den Zölibat

"Treue in Christus, Treue des Priesters"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat in einem Hirtenbrief zum Priesterjahr den Zölibat verteidigt und die Gemeinden zur Begleitung der Geistlichen aufgerufen. Meisner nannte es in dem am Sonntag bei einem Gottesdienst im Kölner Dom verlesenen Schreiben "dankens- und bewundernswert", dass sich auch heute junge Menschen entschieden, Priester zu werden.

 (DR)

Gerade in seiner gesellschaftlichen «Widerspenstigkeit» könne der Zölibat ein Schatz sein, den es neu zu heben gelte. Der Zölibat der Priester sei ebenso wie die Unauflöslichkeit der Ehe «Zeichen für das nahe gekommene Reich Gottes». Der Kardinal zog in dem Schreiben mehrere Parallelen zwischen Ehe und Priesterstand.

Meisner appellierte ausdrücklich an die Gläubigen. «Wir sollten uns in Solidarität und Dankbarkeit an die Seite unserer Priester stellen und ihr Lebenszeugnis durch unser Zeugnis ergänzen: Nur Gott allein genügt wirklich allen», mahnte er. Von außen betrachtet wirke das zölibatäre Leben der Priester vielleicht «wie ein sinnlos verschwendetes Leben». Das gelte gerade für eine Gesellschaft, die auf hektischen Genuss und materiellen Aufstieg setze. Aber der Priesterstand bedeute gerade für diese Gesellschaft ein «heilsames Zeichen der Provokation».

Betont mahnte der Kardinal die Priester zu einem lebendigen Gebetsleben. Ein Priester könne unmöglich ohne das Gebet leben.
«Wenn er nicht mehr mit Gott spricht, wenn er nicht mehr betet, dann wird er ihm und den Menschen eines Tages nichts mehr zu sagen haben.»

Die Ehelosigkeit der Priester nannte der Kardinal «nicht nur höchst angemessen, sondern geradezu missionarisch notwendig». Der Zölibat sei wie die Unauflöslichkeit der Ehe keine zusätzliche Hürde, die die Kirche dem Menschen in den Weg stelle. Beide seien «Zeichen für das nahe gekommene Reich Gottes». Und auch bei der Eheschließung erlebe der eine Teil den anderen nicht als Verzicht, sondern ziehe ihn allem anderen vor. In der lateinischen Kirche erfreue sich der Zölibat «von Beginn an größter Wertschätzung» und werde seit Jahrhunderten als kostbare Gabe des Heiligen Geistes für das ganze Volk Gottes gelebt.

Dabei führe der Zölibat an die Grenzen der menschlichen Möglichkeiten, weil er in einer Spannung zwischen menschlichem Dasein und der verheißenen Vollendung stehe. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen sei, so der Kardinal, «ein Charisma, eine Gnadengabe, und damit ein kostbares Geschenk der Freiheit». Wer die gottgeweihte Ehelosigkeit nur pragmatisch, funktional oder psychologisch bewerte, greife notwendig zu kurz. «Der Zölibatäre zeigt uns und bezeugt uns, wie nahe Gott den Menschen ist und wie er das Herz eines Menschen zu gewinnen vermag», betont Meisner.

Dabei gebe es bisweilen die bedrückende Erfahrung menschlicher Begrenztheit und Schwachheit, erklärt Meisner. Dann bleibe die «notwendige innere Reifung» aus oder werde verweigert, «der Einzelne verfehlt sich oder wird sogar schuldig. Daran darf nichts beschönigt werden.» Aber es wäre verfehlt, deshalb die Möglichkeiten eines zölibatären Lebens wie auch der lebenslangen ehelichen Treue grundsätzlich in Frage zu stellen oder ganz zu verneinen.

Papst Benedikt XVI. hatte das internationale Priesterjahr Mitte Juni eröffnet. Äußerer Anlass ist das 150. Todesjahr des französischen Geistlichen und Heiligen Jean-Marie Vianney (1786 - 1859). Der «Pfarrer von Ars» gilt als Musterbeispiel eines frommen und engagierten Gemeindeseelsorgers. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Leitwort «Treue in Christus, Treue des Priesters». Es soll im Juni 2010 mit einem Weltpriestertreffen auf dem Petersplatz in Rom enden.
Der Hirtenbrief Meisners trägt das Datum des 4. August, des 150.
Todestag des Pfarrers von Ars.